Meine Methode Schnittmuster anzupassen, betrachtet den Körper wie eine Landkarte. Ich schaue auf Längengrade und Breitengrade. Es gibt sogar einen Äquator. Warum ich das so mache und wie ich das mache erzähle ich in dir in dieser Episode des crafteln Podcasts. 

In diesem Blogpost bekommst du eine Zusammenfassung der Inhalte der Podcastepisode. Wie gemessen wird, erkläre ich in der Podcastepisode #5 noch ausführlicher.

Diese Episode ist eine von 15 Episoden meiner Einsteigerinnenserie zum Thema Schnittanpassung. Weitere Episoden findest du bereits hier im Blog unter folgenden Links:

In meinem Podcast, “Passt, der Podcast von crafteln” bin ich mit einer 15-teiligen Einsteigerinnen-Serie gestartet. Es sind 15 Folgen vollgepackt mit meinem Wissen, Tipps und Perspektiven – die dir helfen sollen, den Einstieg in die Schnittanpassung zu erleichtern. Es ist ein richtiger “Audio-Kurs” geworden, mit Lernlektionen á jeweils 30-50 Min. Länge. Klicke auf die jeweilige Folge um zum Artikel mit der Podcast-Episode zu gelangen.

In der letzten Episode habe ich euch schon erzählt, welche Vorbereitungen ihr zum Messen treffen solltet. Ihr wisst, dass ihr möglichst eng anliegende Kleidung tragen solltet, den richtigen BH und vielleicht habt ihr auch schon ideale Seitennähte mit Schneiderkreide aufgezeichnet. Und ihr habt hoffentlich jemand gefunden, die/der euch beim Messen hilft. Eine zweite Person ist deswegen ratsam, weil es darum geht, möglichst waagerecht und senkrecht zu messen und das alleine nur schwer möglich ist.

Besser messen als gar nicht messen

Wichtig ist vor allem, dass ihr messt. Wenn ihr z.B. eine uralte Maßtabelle mit euren Maßen habt  – und sei sie noch so gut gemessen – und ihr habt heute niemand zum Messen zur Hand, dann rate ich euch, euch notfalls so gut es geht zur Kontrolle selbst zu messen. Denn es ist besser, aktuelle Maße zu haben, als gar keine oder Maße, die nicht mehr zur deinem Körper passen. Stellt euch vor den Spiegel und messt euch selbst. Gerade die Maße vorne kann man ja eigentlich ganz gut selbst messen.

Der Körper ist eine Landkarte

Ich lege deswegen so viel Wert auf das Thema Messen, weil es mir darum geht, dass du anschließend die relevanten Stellen des Körpers auch im Schnittmuster findest. Denn es ist wichtig, dass du genau weißt, wo deine Brust, deine Taille, deine Hüfte sind. Die Analogie zu einer Landkarte macht es dir leichter zu verstehen, worum es geht. Wenn man geografisch eine Stelle beschreiben will, dann nimmt man zwei oder drei Zahlen, um einen genauen Ort zu bestimmen. Auf einem Globus sind das die Längen- und die Breitengerade. So ähnlich ist das auch bei der Vermessung des Körpers, für den wir senkrechte und waagerechte Maße nutzen.

Die “relevanten Stellen” nenne ich auch die “Hügel und Täler” des Körpers. Zum Beispiel die Brüste, der Po etc,  das sind Hügel des Körpers und “im Idealfall” die Taille ein Tal. Mit den senkrechten Maßen bestimmen wir die Lage der Hügel und Täler unseres Körpers und mit den waagerechten Maßen, wieviel Platz (Weite) sie benötigen.

Taille markieren

Bevor wir beginnen, markieren wir den “Äquator” – die Taille. Die Lage der Taille ist deswegen wichtig, weil es ratsam ist Kleidungsstücke herzustellen, bei der die Taille auf der richtigen Höhe ist. Die Taille unterteilt den Körper in einen Oberkörper und einen Unterkörper und zwar so, dass das Längenverhältnis harmonisch ist, die Proportionen stimmen und es angenehm für unser Auge ist. . Denkt an den goldenen Schnitt und an Leonardo da Vinci. Es ist zwar so, dass in den unterschiedlichen Moden, die Taille mal höher und mal tiefer definiert wurden, aber ich gehe gerne von der Taille aus, die den Körper harmonisch teilt.

Markiere die Taille mit einem Maßband oder einem Gummiband. Die Taille findest du an der Stelle, an der der Körper knickt, wenn du dich zur Seite beugst. Selbst, wenn du einen Bauch hast – glaube mir: da ist die Taille. Es geht nicht darum, ob dort wirklich die schmalste Stelle deines Körpers ist, sondern dass es am harmonischsten fürs Auge ist, wenn dein Kleidungsstück durch seine Silhouette und Schnittführung dort eine schmalste Stelle andeutet.

Waagerechte Maße –  von oben nach unten.

Brustumfang wird einmal rund um den Körper waagerecht an der stärksten Stelle der Brust gemessen. Miss auch den “vorderen Brustumfang” von Seitennaht zu Seitennaht.

Anstelle eines “hinteren Brustumfangs” wird die Rückenbreite, die breiteste Stelle des Rückens, von Armausschnitt bis Armausschnitt gemessen, an der Stelle, an der der Rücken tatsächlich am breitesten ist, das ist in der Regel auf der Höhe der Schulterblätter. Um diese Stelle anschließend im Schnittmuster zu finden, misst du von der Schulter nach unten, um die Höhe dieser Messung, die Höhe der breitesten Stelle des oberen Rückens aus auch im Schnittmuster zu finden.

Auch bei der Taille unterscheide ich in ein geteiltes Maß: in einen vorderen und hinteren Taillenumfang, denn es ist ganz oft so, dass vorne ein paar Polster für schlechte Zeiten sind und es am Rücken dein Hohlkreuz gibt. Es wäre in diesem Fall unsinnig, das Umfangmaß, also einmal rundum gemessen, einfach durch zwei zu Teilen, denn dann würden sich die Seitennähte verschieben, wenn der Bauch sich Stoff holt, weil er Weite braucht.

Wo ist eigentlich die Hüfte. Laut Lehrbuch ist die Hüfte die breiteste Stelle zwischen Schritt und Taille. Genau dort ist aber nicht nur die Hüfte sondern auch Po und vielleicht auch ein Bauch. Ich empfehle das Hüftmaß nicht wörtlich zu nehmen, sondern das zu messen, was für das zu benähtende Kleidungsstück notwendig ist. Zum Beispiel für eine Hose, die gut anliegend sitzen soll, muß gemessen werden, was ist und wenn da ein Bauch ist, müssen wir dafür sorgen, dass genügend Platz für den Bauch (an der richtigen Stelle) vorhanden ist. Wozu also nur einen “Hüftumfang” messen, wenn uns ein ” vorderer Bauchumfang” und ein “hinterer Po-Umfang” viel dienlicher wäre. Schau auf deinen Körper und überlege, welche Messung für deinen Körper und das zu nähende Kleidungsstück relevant sind. Wo du misst und wie du die Maße nennst ist egal. Hauptsache, du weißt, wo du gemessen hast. Deswegen misst du zusätzlich zu diesen waagerechten Maßen korrespondierende senkrechte Maße, um die Lage dieser relevanten Körperstellen zu bestimmen.

Schnittmuster kontrollieren

Die waagerechten Maße geben an, wieviel Weite du auf jeden Fall in dem Kleidungsstück brauchst. Sie sind eine Art Mindestanforderung an das Kleidungsstück, damit es passt. Sonst wird es zu eng. Diese halben waagerechten Maße sind nützlich, um das Schnittmuster zu kontrollieren: Deine Alarmklocken sollten laut schrillen, wenn es zu klein werden droht.

Allerdings muß das Kleidungsstück größer sein, als das reine Körpermaß, denn sonst würdest du ein hautenges Kleidungsstück, eine “Wursthaut” nähen. Deswegen brauchst du noch die Zugaben. In einem Kleidungsstück steckt immer Mehrweite. Das erzähle ich dir, weil ich dir deutlich machen will, dass es bei den waagerechten Maßen tatsächlich nicht auf den Millimeter ankommt. Messe so gut wie es geht, aber mach keine Wissenschaft daraus. Viel wichtiger ist, dass ihr die richtige Stelle erwischt, dass ihr genau dort messt, wo es wirklich nötig ist, um ein gut passendes Kleidungsstück zu nähen.

 


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Senkrechte Maße

Die “Längengrade unseres Körpers”, die senkrechten Maße, dienen dazu zu lokalisieren, wo die relevanten Stellen unseres Körpers sind. Also: wo ist die Brust, auf welcher Höhe ist die Taille und so weiter. Mein Tipp: miss diese senkrechten Maße sorgfältig, denn wenn zum Beispiel deine Brust auf einer anderen Höhe, als im Schnittmuster vorgesehen, ist, sieht das einfach nicht schön aus, z.B. wenn der Brustabnäher auf der falschen Stelle liegt.

Die Brusttiefe wird senkrecht von der Schulter bis zur stärksten Stelle der Brust gemessen. Der Ansatzpunkt an der Schulter ist am Übergang zum Hals. Sollte das Maßband von diesem Punkt aus nicht wirklich senkrecht nach unten gehen, bewegst du das Maßband auf der Schulter ein Stück nach außen, weil die senkrechte Messung (für die Einhaltung des Fadenlaufs) wirklich wichtig ist. Wenn du von dort weiter bis zur Taille misst (also von der Schulter über den Brustpunkt), dann nennt sich dieses Maß vordere Länge.

Die Rückenlänge wird in der Schnittkonstruktion an der hinteren Mitte vom Halsausschnitt bis zur Taille gemessen. Da aber nicht bei jedem Schnittmuster der Halausschnitt genau an dem 7. Halswirbel vorgesehen ist, ist es viel einfacher, bei einem größeren Ausschnitt von der Schulter senkrecht bis zur Taille zu messen.

Um die Lage der Hüfte zu bestimmen, ist auch wieder die Taille “der Äquator” der Bezugspunkt. Die Hüfftiefe wird von der Taille nach unten bis zu der “Hüfte” (wo auch immer deine stärkste Stelle dort ist, siehe oben bei den waagerechten Maßen). Für Schnittanpassungen ist es hilfreich, die Hüfttiefe an der vorderen und hinteren Mitte sowie links und rechts an der Seitennaht zu messen.

Das sind die wichtigsten Maße, die auf jeden Fall gemessen und am Schnittmuster kontrolliert werden sollten. Du kannst natürlich noch mehr messen, z.B. für das Nähen von Hosen die Schrittlänge oder die Oberschenkelweite, aber das Prinzip des Messens ist gleich. Für Oberteile rate ich auch noch dazu die Oberarmweite und die Schulterbreite als Kontrollmaß zu messen.

Ich könnte natürlich noch viel mehr zum Thema Messen erzählen, aber für diese Episode soll das erstmal reichen. In weiteren Episoden werde ich aber auf das Thema Messen zurück kommen. Nachdem ich noch einmal ausführlicher über die Taille gesprochen habe, wird eine Episode wird das Thema Größenwahl behandeln und dann kommt natürlich auch noch eine Episode, in der ich dir erkläre, wie du diese relevanten Stellen im Schnittmuster findest, um es zu kontrollieren.

Leg jetzt einfach schon mal los und suche dir jemand, der dir beim Messen hilft. Wenn du unsicher bist oder Fragen hast, dann schreibe das gerne hier in die Kommentare oder frage in der Crafteln | Schnittmuster | anpassen – Facebookgruppe.