Du willst vermutlich keine “Wursthaut” nähen und auch keinen Sack. Aber wieviel Luft soll denn nun zwischen deinem Körper und dem Kleidungsstück sein? Genau um diese Frage geht es in der aktuellen Folge des Passt Podcast von crafteln. 


Der nächste Onlinekurs “Schnittmuster anpassen” startet am 4.2.

Bevor ich beginne, noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: morgen Abend, am Donnerstag, den 24.1. öffne ich für 7 Tage den Zugang zu meinem betreuten Onlinekurs “Schnittmuster anpassen”. Dort lernst du – egal, ob du dich noch nie theoretisch oder praktisch mit Schnittanpassung beschäftigt hast, oder ob du die eine oder andere Schritt-für-Schrittanleitung bereits versucht hast, aber jetzt endlich mal genauer verstehen willst, was du tust – Schnittmuster mit deinen Maßen zu einem Maßschnittmuster zu machen.Ich führe dich in 8 Wochen in 5 Schritten durch das Thema Schnittanpassung. Mein Anliegen ist es, dass du wirklich verstehst, was du tust, statt Einzelanleitungen zu folgen, die möglicherweise ein Problem lösen, aber neue Baustellen aufmachen. Mein betreuter Onlinekurs, den ich nur 2x im Jahr anbiete ist der Weg, eine Abkürzung dazu.

Mit diesem Link kannst du dich ab dem 24.1.2019 ab 21 Uhr anmelden.


In diesem Blogpost bekommst du eine Zusammenfassung der Inhalte der Podcastepisode. Wie gemessen wird, erkläre ich in der Podcastepisode #6 noch ausführlicher.

Über ein paar freundliche Worte oder/und ein paar Sternchen zur Bewertung des Podcasts bei itunes/apple-Podcasts würde ich mich sehr freuen! 

Diese Episode ist eine von 15 Episoden meiner Einsteigerinnenserie zum Thema Schnittanpassung. Weitere Episoden findest du bereits hier im Blog unter folgenden Links:

In meinem Podcast, “Passt, der Podcast von crafteln” bin ich mit einer 15-teiligen Einsteigerinnen-Serie gestartet. Es sind 15 Folgen vollgepackt mit meinem Wissen, Tipps und Perspektiven – die dir helfen sollen, den Einstieg in die Schnittanpassung zu erleichtern. Es ist ein richtiger “Audio-Kurs” geworden, mit Lernlektionen á jeweils 30-50 Min. Länge. Klicke auf die jeweilige Folge um zum Artikel mit der Podcast-Episode zu gelangen.

Ein Schnittmuster zu kontrollieren ist nichts anders, als die relevanten Stellen zu finden und dort die Lage und Weite zu kontrollieren

Mit der letzten Episode konnte ich dich hoffentlich davon überzeugen, dass ein Schnittmuster einfach drauf los zu nähen, statt es vorher zu kontrollieren sinnvoll ist, wenn du gut passende Kleidung nähen und wiederholbare Erfolgserlebnisse haben möchtest. Vielleicht hast du in der Zwischenzeit auch mal ein Schnittmuster ausgemessen und kontrolliert? Zu welchem Ergebnis bist du gekommen. Verrate uns da doch gerne in den Kommentaren! Hattest du AHA-Effekte?

Beim Kontrollieren des Schnittmusters geht es schlichtweg darum, die relevanten Stellen, die Hügel und Täler deines Körpers im Schnittmuster zu finden und dort nachzumessen, ob sie tatsächlich dort im Schnittmuster vorgesehen sind und ob das Schnittmuster genügend (oder zu viel) Weite an der Stelle hat. Ich habe dir erklärt, dass du für diese Lokalisierung der relevanten Stellen eine Kombination aus senkrechten und waagerechten Maßen, analog zu den Längen- und Breitengraden eines Globus brauchst. Und ich wies dich schon darauf hin, dass es mit dem reinen Messen noch nicht getan ist. Du mußt deine gemessenen Ergebnisse auch interpretieren, Schlüsse daraus ziehen um zu überlegen, ob etwas getan werden muß und wenn ja was.

 

Die Lage der relevanten Stellen

Als erstes kontrolliere ich die Lage der relevanten Stellen. Sitzen Brust, Taille und Hüfte an der richtigen Stelle? Falls nein, dann muß ich die Länge korrigieren. Es wäre ja schließlich doof, wenn es über der Brust beult oder das Kleidungsstück hoch rutscht, nur weil es an der Hüfte für mich zu eng ist. In den wenigsten Schnittmustern sind die Hügel und Täler des Körpers im Schnittmuster benannt. Da steht nirgendwo “hier ist die Brust”. Wenn du Glück hast, dann eher noch “hier ist die Taille”. Manchmal helfen die dir Knipse/Passzeichen, denn diese sind oft an den relevanten Stellen, doch das steht auch nicht dabei.

Du mußt also ein bisschen nachforschen und dir das Schnittmuster genau anschauen, um herauszufinden, wo die relevanten Stellen, die Hügel und Täler EINES Körpers im Schnittmuster vorgesehen sind.

 

Abnäher weisen dir den Weg

Hat ein Schnittmuster Abnäher, dann wird das zukünftige Kleidungsstück nicht nur schön geformt, sondern es wird dir auch sehr viel leichter gemacht, die relevanten Stellen zu finden, denn die Abnäher weisen dir den Weg. Abnäher sind dazu da, Weite in ein Kleidungsstück zu bringen. Genauer gesagt, nehmen sie an andere Stellen Weite weg, damit dort, wo der Abnähre nicht ist, Weite vorhanden ist. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.

Stell dir zum Beispiel einen klassischen Brustabnäher vor: dieser verläuft von der Seitennaht auf der Höhe der Brust bis kurz vor diese. An der Seitennaht wird Weite weggenommen zur Brust hin wird der Abnäher schmaler, das heißt, dort wird das Kleidungsstück weiter. Der Abnäher endet nicht auf der Brust, sondern kurz vorher, damit sich keinen “Tüte” bildet. Ist ja auch logisch, denn dort, wo die Brust am breitesten ist, braucht das Kleidungsstück auch die meiste Weite.

Soll ich es noch mal anschaulicher erklären? Warum wird Weite weggnommen, um Weite zu erzeugen. Bleiben wir bei der Brust. Also ich habe vorne Brüste, aber hinten keine. Wenn mein Oberteil also vorne mehr Weite braucht als hinten, die Seitennähte aber trotzdem aufeinander passen sollen, muß ich am Vorderteil und am Rückteil eine genauso lange Seitennaht haben. Brauche ich nun aber für die Brust vorne mehr Weite, muß ich an der Seitennaht den Stoff zusammen nehmen, damit die Seitennähte aufeinander passen.

Das Tolle ist: egal woher ein Abnäher kommt: er zeigt immer auf einen Hügel. Bleiben wir bei der Brust. Alle Abnäher im Vorderteil zeigen auf die Brust, denn die Brust ist der entscheidende Hügel in einem Damenoberteil. Egal, woher der Abnäher kommt, er zeigt auf die Brust. Es kann sich um einen Taillenabnäher handeln oder ein Schulterabnäher, er zeigt auf die Brust. Also weißt du, wo im Schnittmuster die Brust vorgesehen ist: in der Nähe der Abnäherspitze. denn ein Abnäher endet nie auf der stärksten Stelle sondern kurz davor.

Was mache ich, wenn das Schnittmuster keine Abnäher hat?

Hat ein Schnittmuster keine Abnäher, dann markierst du im Schnittmuster mit Hilfe der senkrechten Maße die Lage deiner relevanten Stellen und kontrollierst dort, darüber und darunter, ob die Weite stimmt.

Wenn ein Schnittmuster Abnäher hat, weiß du also, wo die Hügel sind und kannst an dieser Stelle ausmessen, ob dort genügend oder ggf. zu viel Weite für deinen Hügel ist. Aber was ist genügend und was ist zuviel?

Designzugabe und Bequemlichkeitszugabe machen den Unterschied

Jedes Kleidungsstück, dass nicht hauteng am Körper sitzen soll, braucht Zugaben. Ist der Stoff nicht elastisch, braucht das Kleidungsstück eine gewisse Mehrweite, damit Bewegungen möglich sind. Manche Kleidungsstücke haben eine zusätzliche Mehrweite. Diese nennt man die Designzugabe. Diese bestimmt, wie locker, wie leger ein Kleidungsstück sitzt und ist Geschmackssache oder auch eine Frage der Mode.

Und das erklärt, wieso es so schwierig ist, genaue Aussagen über Zugaben zu treffen. Nur die Bewegungszugabe ist nahezu objektiv (aber auch sie hängt natürlich von der Stoffqualität und dessen Eigenschaften ab). Die Designzugabe ist schwierig zu bestimmen. Wie stellt sich die Designerin das Kleidungsstück vor, was bedeutet eigentlich “locker” und am Ende bist du doch die Designerin, wenn du Kleidung für dich selbst nähst.

Tabellen, in denen Zugaben beschrieben sind, helfen auch nicht wirklich weiter, denn die Maße dort sind als Spannweiten angegeben. Niemand legt sich fest und sagt: “eine Bluse braucht XY-Zugabe im Taillenbereich, basta”. Es wird von einem Bereich zwischen X und Y gesprochen und damit hast du den Salat und mußt selbst entscheiden, welche Zugabe für dich ok ist.

 

Mit Hilfe einer Körpermaß- und einer Fertigmaßtabelle kannst du die Zugaben berechnen

Wenn du Glück hast, dann gibt es zu dem Schnittmuster sowohl eine Körpermaß- als auch eine Fertigmaßtabelle. Dann kannst du die Differenz zwischen Körper- und Fertigmaß berechnen und so herausfinden, wieviel Zugabe die Designerin an bestimmten Stellen vorgesehen hat. Doch auch das ist noch nicht der heilige Gral, denn diese Mehrweite ist nur “richtig”, wenn du dich an die Stoffempfehlungen des Schnittmusters hältst und sie garantiert dir noch nicht, dass du dich mit dieser Weite im Kleidungsstück später wohlfühlen wirst.

Erstelle deine eigene Zugabentabelle

Erstelle deine eigene Zugabentabelle. Miss verschiedene Kleidungsstücke aus unterschiedlichen Stoffqualitäten aus und notiere dir, wieviel Zugabe in ihnen steckt, in dem du die Maße mit deinen Körpermaßen vergleichst. So kannst du dir deine eigene, für dich optimale Zugabentabelle erstellen. Achte aber darauf, dass du nicht Äpfel mit Birnen vergleichst. Es muß sich schon um die gleiche Art Kleidungsstück und Stoffqualität handeln, denn es gelten zum Beispiel für eine Bluse ganz andere Zugaben als für ein Kleidungsstück wie ein Shirt aus Jersey.

Gemessene Werte interpretieren

Erst, wenn du eine Vorstellung davon hast, wieviel Zugabe dir für ein bestimmtes Kleidungsstück an einer bestimmten Körperpartie angenehm ist, kannst du ein Schnittmuster wirklich kontrollieren, weil du dann die Zahlen auch interpretieren kannst. Es reicht nicht, dass genügend Weite an der relevanten Stelle vorhanden ist, es muß auch die richtige Weite sein! Und was die richtige Weite ist, das weißt nur du!

Die gute Nachricht ist. Wenn du genügend Weite vorgesehen hast, dann kannst du auch später noch enger machen. Wenn genügend Stoff vorhanden ist, kannst du auch später noch wegnehmen. Nur umgekehrt funktioniert das nicht. Deswegen ist unnötig, bei waagerechten Maßen auf Millimeter genau zu messen, denn meist kommt ja anschließend ohnehin noch eine Zugabe dazu. Deswegen ist es auch möglich, über all – an den relevanten Stellen – einfach auf Nummer sicher etwas weiter zuzuschneiden, denn wegnehmen geht ja später noch.

Warum “eine größe Größer” nicht zielführend ist

Doch mache nicht den Fehler und nimmt “zur Sicherheit eine Größe größer”. Das führt dazu, dass du anschließend vermutlich wahnsinnig viel anpassen mußt. Denn du brauchst ja nicht über all mehr sondern vermutlich nur an den ausgeprägten Hügeln. Wählst du eine größere Größe, dann werden zum Beispiel auch die Schultern breiter, nur weil du die Sorge hast, dass es an der Brust zu eng sein könnte. Du kennst vermutlich das Problem, das tatsächlich mit “einer Größe größer” nicht zu lösen ist.

Achte darauf, dass an den relevanten Stellen genügend Weite ist und gib dort, gemäß deiner selbst erstellten Zugabentabelle großzügig Weite zu. Aber eben nicht überall, sondern nur dort, wo du es brauchst.

Deswegen ist es wichtig zu wissen, wo die Hügel und Täler deines Körpers sind und wo für diese relevanten Stellen Platz im Schnittmuster vorgesehen ist. Alles mußt am richtigen Platz sitzen und jeder Hügel braucht genügend Weite. Genau das mußt du im Vorfeld kontrollieren. Wenn du genauer wissen möchtest, wie das geht, dann komme gerne in meinen Kurs Schnittmuster anpassen, der in Kürze startet. Ich zeige dir gerne, wie du ein Schnittmuster zu einem Maßschnittmuster für dich machst.