Das Unterkleid ist eine Zwischenschicht. Das klingt, als würde es zwei Dinge trennen, die nicht zueinander gehören. Im Gegenteil: Das Unterkleid ist eine Art Vermittlerin zwischen zwei Sachen, die mir sehr am Herzen liegen. Es verbindet Körper und Kleidung. 

 

Perfekte Kleidung zeigt wer wir sind

Kleidung ist unser Kommunikationsmittel. Sie zeigt, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wer wir sind oder wer wir sein wollen. Mit der Auswahl von bestimmten Kleidungsstücken zeigen wir Individualität oder bekennen uns dazu, einer Gruppe anzugehören. Wir wählen Farben, Muster und Stoffqualitäten aus, weil wir sie irgendwie schick finden – aber erst durch die Anprobe bzw.  das stundenlange Tragen eines Kleidungsstücks, finden wir heraus, ob das Ausgewählte tatsächlich gerne getragen wird. 

Ist das, was war tragen perfekt, dann bemerken wir Kleidung gar nicht. Die Abwesenheit von Zwicken und Zuppeln macht gut passende Kleidung unaufdringlich. Wenn uns die Kleidung so gut passt, dass sie uns nicht die Show stiehlt, stehen wir als Mensch im Rampenlicht. 

 

Das Unterkleid gibt Kleidern einen schönen Fall

Tatsächlich ist es oft eher so, dass Kleidung wie eine Katze ist, die macht, was sie will. Oftmals Kleidung hat ein Eigenleben und wandert – besonders, wenn sie nicht so gut passt, – am Körper entlang. Hier rutscht sie etwas hoch, dort dreht sich das Hosenbein und an anderen Stellen entstehen merkwürdige Falten, nur weil ich gewagt habe, mich mal zu bewegen. 

Je besser die Kleidung passt, umso mehr bin ich die Bestimmerin. In gut passender Kleidung kann ich mich bewegen und anschließend rutscht sie wieder genau dahin, wo sie sein soll. Und jetzt kommt das Unterkleid ins Spiel. Je nach Material und Silhouette, braucht es eine Vermittlerin zwischen mir und meinem Körper. Kleidung wandert bei meinen Bewegungen – das ist nicht zu verhindern, schließlich wollen wir auch die Arme heben oder uns hinsetzen. Anschließend soll meine Kleidung eben nicht ver-rückt sein, sondern wie von selbst schön fallen, statt an irgendwelchen Körperhügeln hängen zu bleiben. Das Unterkleid mit seiner glatten Oberfläche sorgt dafür, dass Kleidung und Körper nicht aneinander kleben. Wie auf einer Eisfläche kann Kleidung sich frei bewegen und rutscht nach einer Bewegung ganz geschmeidig wieder dahin zurück, wo ich sie haben will. 

 

Das Unterkleid, der kleine Luxus mit großer Wirkung

Das Unterkleid ist ein bisschen aus dem Fokus geraten und erscheint altmodisch. Auch Oberbekleidung wird heutzutage nur noch selten gefüttert. Bei der Herstellung wird gespart, wo es nur möglich ist, die Konsumentinnen sind es gewohnt und fordern eine sorgsame Innenverarbeitung von Kleidungsstücken gar nicht mehr ein. Kleidung wird schnell und billig produziert. Doch Millionen von Omas können nicht irren. Gefütterte Kleidung, mit rutschiger Innenfläche sitzt aus den oben beschriebenen Gründen einfach besser. 

Umso mehr wundert es mich, dass Unterkleider, der praktische Kompromiss zwischen schnöder Innenansicht und aufwendig gefütterter Kleidung nicht weiter verbreitet sind. Wer ein Unterkleid kaufen will, landet entweder in der hintersten Ecke der Wäscheabteilung oder fragt sich, ob der Fummel nicht für ganz andere Gelegenheiten vorgesehen ist und eigentlich nur dazu dient, wieder ausgezogen zu werden. Na klar, ein Unterkleid darf nicht nur funktionell, sondern auch schön sein. Das ist es auch, wenn wir das feine, glänzende Material betrachten und sorgsam die edle Spitze auswählen, mit der wir das Untendrunter schmücken. Aber die wenigsten anderen Menschen werden es zu sehen bekommen. Es ist der kleine Luxus ganz für mich allein, die Zwischenschicht zwischen dem, was ich von mir zeigen will und dem, was ich bin. 

Näh dir dein Unterkleid im Unterkleid-Workshop

Der nächste Unterkleid-(Online-)Workshop findest am 15. April 2023 von 11 Uhr bis 16 Uhr statt. Für den Workshop gibt es am 30. März von 20 Uhr bis 21 Uhr ein Vorbesprechungs-Termin