“Mach du das!”, sagte Rike von rosa p. zu mir, “Zeig’ du den Plus-Size-Frauen, wie sie das Kleid Nr 1 aus meiner Kollektion, für sich passend machen können. Du bist die Expertin für selbstgenähte Große-Größen-Kleidung!” Stimmt! Gute Idee! Schließlich weiß ich, wie das geht und bringe es auch anderen gerne bei. Zum Beispiel in meinem aktuellen Kurs, in dem du genau das, was ich dir in  den beiden Blogartikeln zeige, lernen kannst. Es ist möglich, Kleid Nr.1 und ganz viele andere Schnitte, die es nicht bis zu deiner Größe gibt, für dich zu vergrößern. Du kannst es lernen und ich bin dir gerne behilflich dabei. Aber jetzt schau erst mal, wie ich es mache. 

Kleid 1* von rosa p gibt es als digitales Schnittmuster und als Papierschnittmuster und das in vier Größen. Die größte Größe, XL, die einer 46/48 entspricht, ist zwar groß, aber nicht groß genug für mich. Kein Grund traurig zu sein, denn ein Blick auf die Schnittführung und in die Maßtabellen ließ mich vermuten, dass es gar nicht so schwer sein würde, das Kleid Nr. 1 für mich passend zu machen. Das Rückenteil ausmessend erkannte ich, dass es hinten gut passen würde – aber “vornerum”, fehlten dem Schnittmuster eindeutig ein paar Zentimeter. Das erstaunte mich nicht, denn die meisten Schnittmuster werden für eine Körbchengröße B oder C entworfen. Meine Brust ist größer, also ist es auch logisch, dass ich insbesondere auch vorne mehr Weite in einem Kleidungstück brauche.

Mache ein Schnittmuster zu einem Maßschnitt, statt einfach drauf los zu nähen

Die Fertigmaßtabelle verriet mir, dass das Kleidungsstück in der größten Größe auf Brusthöhe 120 cm breit wird. Aus der Körpermaßtabelle entnahm ich, dass dies für eine Brustweite von 107 cm entworfen wurde. Daraus schloß ich, dass in dem Kleid 13 cm Mehrweite als Bequemlichkeits- und Designzugabe stecken soll, insbesondere dann, wenn es aus einem weniger elastischen Stoff genäht wird. Das gilt es zu beachten, wenn ich keine “Wursthaut” nähen möchte, auch wenn es natürlich von Stoff zu Stoff unterschiedlich sein kann, wieviel Mehrweite gebraucht wird. Ich beschloss es mit einem festen, sehr elastischen Jersey (mit 8% Elasthan) zu versuchen und dafür nicht ganz so viel Zugabe einzuplanen. Für Webware hätte ich die 13 Zentimeter auf jeden Fall mit einkalkuliert.

Auf dem Bild seht ihr meine Rechnung. Mein Brustumfang von 129 cm liegt weit über den in der Körpermaßtabelle angegebenen 107 cm. Doch mein Oberbrustumfang ist “nur” 110 cm. Die Differenz zwischen Brustumfang und Oberbrustumfang ergibt sich, weil ich eine große Körbchengröße habe. Mein Brustkorb, quasi ohne Brüste, ist fast identisch mit der Weite der größten Größe. Das Kleid würde mir also an Rücken und Schultern gut passen, wenn ich diese Größe nähe und den Platz für die Brüste in das Schnittmuster einfüge.

Schnittmusteranpassungen mache ich immer am halben Schnittmuster. Deswegen teilte ich die Differenz aus Brustumfang und Oberbrustumfang durch 2. Ganze 19 Zentimeter müsste mein Kleid vorne weiter werden, deswegen beschloss ich das halbe Vorderteil um 9.5 cm verbreitern.

 


Du verstehst hier nur “chinesisch”, möchtest Kleid Nr. 1 (oder andere Kleider und Oberteile) auch gerne in einer größeren Größe als verfügbar nähen? Dann komm in meinen Online-Kurs, der am 13.5. startet, dort kannst du es lernen!


Mit einer FBA wählst du eine kleinere Größe und fügst anschließend Weite für die Brust in das Schnittmuster ein

Die Methode, ein Schnittmuster nach dem Oberbrustumfang auszuwählen und dann die benötigte Weite für die Brust einzufügen nennt sich FBA (Full Bust Adjustment). Ich liebe diese Methode, die so vielen dicken Frauen und Frauen mit großen Brüsten helfen kann. Deswegen ist es mir ein Anliegen, möglichst viele Frauen dabei zu unterstützen, zu lernen, wie mit Hilfe einer FBA ein Oberteil toll angepasst werden kann. Aber die deutsche Übersetzung von FBA “kombinierte Weiten- und Längenanpassung im Brustbereich” finde ich nicht wirklich charmant. Deswegen sage ich stets FBA und wie das geht, das zeige ich dir jetzt.

Das Schnittmuster wird unterhalb der Brust, durch den Brustpunkt hindurch bis kurz vor dem Armloch aufgeschnitten und auseinander gezogen. Das Großartige an der FBA ist, dass das Vorderteil verbreitert wird, ohne dass sich die Schulterbreite, der Halsausschnitt oder die Armlochlänge verändert. Alle anderen Änderungen, die ich probierte, um Weite für die Brust einzufügen, führten immer zu endlichen “Anpassungsorgien”. Mit der FBA ändere ich vor dem Zuschnitt das Schnittmuster und komme viel schneller zum Ziel.

Das Schnittmuster wird aufgeschnitten und auseinander gezogen. Durch eine FBA verändert sich die Form des Armlochs, aber der Ärmel muß nicht geändert werden, denn er passt nach wie vor hinein. Es entsteht ein (weiterer) Brustabnäher. “Weiterer” deshalb, weil Kleid Nr. 1 eigentlich schon einen Brustabnäher hat. Wir konstruieren mit der FBA sozusagen einen zweiten Brustabnäher, damit mehr Platz für die Brust entsteht. Aber keine Sorge, am Ende bleiben keine zwei Abnäher! Ich zeige dir auch, wie du die Abnäher zusammenlegst, damit das ursprüngliche Design erhalten bleibt.

FBA, Kleid Nr. 1, rosa p

Um herauszufinden, wo das Schnittmuster aufgeschnitten werden soll, mußt du deinen Brustpunkt im Schnittmuster einzeichnen. Du misst die Brusttiefe von der Schulter bis zur stärksten Stelle der Brust und den Abstand zwischen einer Brust und der vorderen Mitte. Am Schnittmuster misst du auf die gleiche Weite und zeichnest den Brustpunkt ein.

Wenn du große Brüste hast, auf die die Schwerkraft bereits Wirkung zeigte, dann liegt dein Brustpunkt möglicherweise so wie auf dem Bild, etwas unter dem Brustpunkt des Schnittmusters (leicht zu finden, denn da zeigt die Spitze des Abnäheres darauf). Das ist aber nichts, was uns verunsichern sollte, aber eine wichtige Information zum Schnittmuster anpassen, denn schließlich wollen wir die Weite für die Brust genau dort einfügen, wo sie gebraucht wird.

Der erste Einschnitt im Schnittmuster erfolgt parallel zur vorderen Mitte, durch den Brustpunkt hin zu “1/3 Armloch”. Du misst das Armloch des Vorderteils aus und markierst ein Drittel der Strecke von der Seitennaht gesehen.

Einen zweiten Schnitt braucht es um das Schnittmuster auseinander ziehen zu können, von der Seitennaht bis kurz vor den Brustpunkt. Du kannst diesen Schnitt von dem Punkt, an dem der untere Schenkel des vorhandenen Brustabnähers die Seitennaht kreuzt machen. Das ist die einfachste Lösung. Ich habe allerdings einen anderen Startpunkt für den Einschnitt gewählt: kurz über der Taille, weil ich Abnäher, die aus der Taille kommen, sehr schick finde.

Fortsetzung folgt!

Das ist schon ein langer Blogbeitrag! Aber die FBA ist auch nicht in wenigen Worten und ein paar Bildchen erklärt, auch wenn das die kostenlosen Anleitungen, die du an vielen Stellen im Internet findest, suggerieren. Ich erkläre die FBA gerne so, dass du nicht jedes Mal die Schritte nachschlagen musst. Wenn du verstanden hast, wie Oberteile funktionieren und warum du welche Anpassungsschritte machst, dann kannst du anschließend nicht nur die FBA auswendig, sondern auch andere Kleidungsstücke anpassen, um die “Hügel und Täler” deines Körpers figurschmeichelnd einzupacken.

Mit einer FBA eine gute Figur machen

Zur Schnittanpassungsmethode FBA habe ich verschiedene Angebote um sie zu lernen: Mehr Informationen dazu findest du hier *klick*.

Für weitere Informationen rund um die FBA habe ich auch noch eine Podcast-Episode aufgenommen.

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