Vielleicht könnt ihr es schon nicht mehr hören und lesen. Das kann ich gut verstehen. In den letzten Wochen hatte ich das Gefühl, dass plötzlich ALLE Medien das Thema Masken behandeln und wir alles doppelt und dreifach lesen. Mittlerweile gibt es bei uns in Hamburg auch an jeder Ecke Masken zu kaufen und online sowieso. Während Mund-und-Nasen-Schutze (richtiger Plural?) vorher ein knappes Gut darstellten, hat mensch mittlerweile die Qual der Wahl: möchte ich einen lustigen Spruch drauf oder ganz schlicht, mit meinem Mund als Digitaldruck oder eine passende Maske zu jedem Kleidungsstück? So, wie zu Anfang, sind wir Hobbynäherinnen nicht mehr gefragt. Ich vermute sogar, dass ganz bald die Menschen gar nicht mehr gerne diese selbstgenähten Masken tragen wollen, sondern lieber die, von ihrem Lieblingslabel. Wir werden sehen.
Trotzdem möchte ich noch gerne einen kleinen Nachtrag schreiben, denn eines interessiert mich immer: wie haben sich die selbstgenähten Sachen im Alltag bewährt? Genau wie bei Kleidungsstücken finde ich es eher unspannend, wenn etwas “frisch von Nadel gehüpft” ist. Klar, ist frau dann stolz darauf, etwas gefertigt zu haben. Aber wird es dann wirklich ein Kleiderschrank-Liebling? Wird das Kleidungsstück gerne und oft getragen? Bewährt es sich im Alltag?
Gibt es das ultimative Maskenschnittmuster?
Deswegen frage ich letztens ein paar Hobbynäherinnen nach ihrem bevorzugtem Maskenmodell. Es gibt ja unzählige Gesichtsmasken-Schnittmuster. Aber gibt es vielleicht auch Tops und Flops? Gibt es Schnittmuster, die besonders gerne genäht oder/und besonders gerne getragen werden?
Was denkst du? Was kam bei meiner kleinen Umfrage raus und was hättest du geantwortet?
Lustigerweise gab es keine einheitliche Antwort. Alle Hobbynäherinnen, die ich fragte, hatten ein anderes Lieblings-Schnittmuster. Einzig die Masken aus Essen mit den drei Falten (auf dem Bild oben rechts) lagen knapp vorne. Ich vermute, dass diese Masken das Rennen machten, weil sie sehr größenflexibel sind. Während die etwas schickeren Masken genau auf die Gesichtsform- und Größe angepasst werden müssen, damit möglichst wenig Atemluft herauskommt (und z.B. die Brille beschlägt), sind die Falten-Masken unterschiedlich lang bis zum Kinn und durch die langen Bänder auch für jede Kopfbreite passend. Das hat sich auch bei uns in der Familie bewährt, um nicht immer zwischen Kinder- und Erwachsenenmasken unterscheiden zu müssen.
Bänder oder Gummis – je nach Vorliebe
Es gab auch keine eindeutige Vorliebe zu “lange Bänder hinter dem Kopf” oder “Gummi hinter dem Ohr”. Beide Varianten scheinen gleich beliebt zu sein. Ab gesehen von der oben erwähnten universelleren Passform der Bändermodelle finde ich die Gummibandmasken für “schnell mal auf- und abziehen” sehr praktisch. Bei den Bändern knote ich immer die Haare ein, wenn ich sie offen trage, nen Gummi hinters Ohr geht schneller, auch wenn das oft mit meiner Brille kollidiert. Ich habe deswegen immer mehrere unterschiedliche Modelle dabei, wenn ich das Haus verlasse.
Für einen Schultag braucht der Schulkind im Idealfall vier Masken
Obwohl ich eine Weile dachte “nee, Masken nähe ich NIE mehr”, habe ich dann doch wieder damit begonnen, als es mit der Schule meines Kindes wieder losging. Für einen Schultag braucht das Kind vier Masken. Wenn diese ungefähr so sorgfältig behandelt werden, wie alle anderen Kleidungsstücke und Schulkindaccessoires die permanent “einfach verschwunden sind”, sollten wir einen gewissen Vorrat zu Hause haben. Deswegen meine kleine Umfrage. Gerade weil die Umfrageergebenisse so uneinheitlich waren, beschloss ich, noch mal weitere Maskenschnittmuster auszuprobieren und das Material zu variieren.
Seide oder Seidenbatist als Innenfutter
Das Material zu überdenken, brachte echt noch mal eine ganz neue Qualität ins Spiel. Mittlerweile nähe ich doppellagige Masken innen mit Seidenbatist (ein Seiden-Baumwoll-Mischgewebe) – siehe die Maske auf dem Foto links unten. Irgendwo habe ich gelesen, dass die feingewebte Seide noch weniger durchlässt, als eine normale Baumwolle. Das ist natürlich ein Argument ebenso, wie die leicht kühlende Materialeigenschaft und dass die Maske insgesamt etwas leichter und dünner damit wird.
Seit dem ich diese Masken aus zwei Materialien habe, mag ich die mehrlagigen Baumwollmasken gar nicht mehr tragen. Der Seidenbatist fühlt sich toll an und die Leichtigkeit der Maske ist wirklich angenehm. Es macht zwar nicht so viel Freude, beim Nähen diese zwei sehr unterschiedlichen Materialien zu verbinden, aber das Ergebnis belohnt für die Mühe. Seidenbatist oder andere dünne Seide kann ich als Innenfutter der Masken nur empfehlen!
Ich habe übrigens die verwendeten Materialien getrennt voneinander vorher ausgekocht bzw. bei 90 Grad gewaschen. So konnte ich sicherstellen, dass der mögliche Einlauf schon vor dem Nähen passiert und auch kontrollieren, dass ich möglich wenig abfärbende Stoffe verwende. Meine sehr geliebten Schmutzfangtücher für die Waschmaschine waren dabei eine große Hilfe. Kleiner Tipp, falls du keine Schmutzfangtücher im Haus hast und trotzdem genau jetzt loslegen willst. Statt eines Schmutzfangtuchs kannst du auch eine Slipeinlage verwenden. Warum, weiß ich auch nicht. Aber nachdem ich mal eine Slipeinlage zufällig in einer Wäsche mit stark blutendem Stoff mitgewaschen habe, weiß ich bescheid.
Tipp: Falls du ein Tulpentop (Jerseytop mit einem Vorderteil aus fließender Seide oder Viskose mit der Seide, die ich im Schnittmusterkiosk anbiete genäht hast, kannst du auch sehr gut diese Seidenreste für das Maskeninnenfutter verwenden!
Maskenvarianten, die ich nun im zweiten Rutsch ausprobiert habe
Meine erste ausprobierte Variante dieser zweiten Nährunde war die Origamimaske mit den Größenvarianten von Pedilu. Allerdings habe ich nur die Männergröße genäht – diese passt sehr gut für mein Doppelkinn. Die Origami-Maske ist schnell genäht, das gefällt mir. Gerade mit den zusätzlichen Tipps von Pedilu geht es wirklich ratzfatz. Ich habe an verschiedenen Stellen gelesen, dass sie besonders gut für Brillenträger*innen wäre. Das kann ich nicht bestätigen, aber das liegt sicherlich an unterschiedlicher Gesichtsform und Brillengröße. Ich finde, dass Masken mit Draht darin, besser im oberen Bereich sitzen und dementsprechend die Brille weniger beschlägt. Trotzdem habe ich eine Kleinserie Origamimasken genäht, einfach, weil sie schnell gehen.
Super fand ich, dass es ein Maskenschnittmuster der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung gibt. Dieses Schnittmuster ist ganz ähnlich wie viele, viele andere doppellagige Gesichtsmaskenschnittmuster ohne Draht und mit Naht in der Mitte. Aber es ist größer! Ich habe sonst nirgendwo darüber gelesen, dass es ein Problem sein könnte, dass die üblichen Mund-Nasen-Schutze dicken Menschen mit mehr Kinn nicht passen könnten. Aber das ist natürlich naheliegend! Genau wie bei Kleidung, können diese Einheitsgrößen nicht Jeder passen! Ich hatte vorher nicht darüber nachgedacht, weil ich ja zuerst nur das Faltenmodell genäht hatte. Aber na klar, auch Gesichtsmasken, müssten theoretisch (und praktisch) auf die Gesichtsform- und Größe angepasst werden!
Auch das dritte Modell habe ich ein paar Mal genäht, obwohl es nicht ganz so schnell geht, wie die Origami-Maske und die Maske der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung. Die Maskenvariante von Marja Katz ist ein zweilagiges Faltenmodell, ähnlich der Essener Maske, aber da es an den Ecken offen ist, können Gummibänder durchgezogen werden. Außerdem kann sie so genäht werden, dass auch ein Filter eingelegt werden kann. Ich habe nach dieser Anleitung mehrere Masken mit Ohr-Gummis und Masken mit “Rund-um-den-Kopf”-Gummis genäht. Gerade die langen Gummis haben sich für das Schulkind bewährt, denn so kann die Maske um den Hals getragen werden und ist ruckzuck hochgezogen, wenn das Kind schnell in die Pause muß.
Auch Maskenschnittmuster müssen flexibel sein oder angepasst werden
Eigentlich ist es absolut nicht überraschend: Gesichter sind verschieden – nicht jede Maske ist für jedes Gesicht passend. Aber im allgemeinen Trubel des anfänglichen Maskennähens, habe selbst ich, die Schnittanpassungs-Tante, nicht daran gedacht. Gerade, weil wir Hobbynäherinnen ja dazu aufgefordert wurden, in Masken-Serien-Produktion zu gehen und diese zu spenden, haben viele wahrscheinlich genauso wie ich, einfach losgelegt. Dass gerade zu dieser Zeit das Essener Modell mit den Falten so beliebt war, ist in meinen Augen ein glücklicher Zufall. Genau dieses Maskenmodell ist deswegen so super, weil es variabel ist und somit auf möglichst viele Gesichter passt – kein Wunder, dass es den kaufbaren Masken so gleicht.
Als mir klar wurde, dass die Maske fortan noch länger zu unserem Alltag gehören würde, war ich natürlich auch auf der Suche nach schöneren Varianten. Bei den Faltenmodellen geht so manches Stoffmuster unter. Masken mit aufgedruckten Bildern oder Sprüchen funktionieren eher auf den Modellen mit der Mittelnaht oder den Origamimasken. Das war schon auch ein Grund, warum ich diese Modelle unbedingt auch probieren wollte.
Eine Gesichtsmaske ist ein Kleidungsstück für einen dreidimensionalen Körper
Aber immer dann, wenn das Material oder das Schnittmuster aufgrund einer cleveren Lösung nicht flexibel ist, muß ein Schnittmuster angepasst werden, wenn es “wie angegossen sitzen soll”. Die Breite, die Höhe aber auch der Verlauf der Rundung spielt eine Rolle. Die Maske umhüllt ein dreidimensionales, rundes Gesicht, deswegen muß auch irgendwie eine Dreidimensionalität hergestellt werden. Die Modelle mit der Mittelnaht lösen das über die geformten Schnittteile, die mit dieser Naht verbunden werden, die Origamimaske über die Falten.
Genau wie beim Bekleidungsnähen ist es natürlich auch möglich, Masken zunächst zu nähen und dann mit Hilfe von Abnähern auf die Gesichtsform anzupassen. Abnäher sind ja vorzügliche Mittel, um Dreidimensionalität bei Kleidungsstücken zu erzeugen. Doch es muß nicht beim Finetuning bleiben. Abnäher können anschließend auch auf das Schnittmuster übertragen werden, um sie beim nächsten Mal gleich mitzunähen oder aber auch wegkonstruiert werden (das zeige ich bei Gelegenheit in meinem neuen Abnäherkurs). Ich finde das ja alles spannend, denn Gesichtsmasken sind im Grunde auch Kleidungsstücke.
Hast du ein Lieblingsmaskenschnittmuster oder dich an Anpassungen versucht?
Meine vorherigen Beiträge zum Thema Masken:
Liebe Meike,
am Anfang habe ich “hochkomplex” wahnsinnig gut verstürzte und abgenähte Masken von CraftPassion genäht – ich habe schon im Januar die ersten genäht, da gab es nur 2 Schnittmuster😉.
Dafür auch 100 fürs Altersheim. Dann hatte ich echt keine Lust mehr! Und keinen Gummi😂.
Inzwischen bin ich auf die Origami von Sew Simple umgestiegen. In die arbeite ich nach der Anleitung von Craft Passion einen Drahttunnel!
Denn bei kühlem Wetter oder wenn ich transpiriere beschlagen gerne die Brillengläser!
Die Kombi Origami mit Draht, verbessert das deutlich.
Und die Origami Maske lässt einen Platz zum Atmen!!
Ich stehe als Innenstoff auf den Shieldstoff von Albstoffe,(Außen Baumwolle für die Stabilität) damit die Maske innen nicht “verkeimt” und sich die ganz normalen Hautkeime nicht zu einem Hautproblem “vermehren”, besonders für meine Teenagertöchter, die demnächst wieder Schule haben.
Es gibt da aber ein ABER: der Shield Stoff in weiss ist phänomenal. Weich, atmungsaktiv….deshalb habe ich auch von den später erschienenen bunten bestellt, die kratzen leider übel im Gesicht ( bei 29 €/Meter schlimm).
Wir testen nächste Woche noch einen neuen Antibakteriellen/Antiviralen Webstoff von Lillestoff. Der wird am Mo. geliefert😉.
Ich werde dir berichten…..
Liebe Grüße
Coco
Hallo,
Danke für den Tip mit dem Futter aus Seide ,werde ich ausprobieren.Leider habe ich als Brillenträgerin ,trotz Nasendraht ,bei allen Maskenmodellen Probleme mit beschlagenen Gläsern.
Ich habe auch deinen letzen Post über „gespendete Masken „ gelesen und kann dir nur von ganzem Herzen zustimmen . Gerade von uns Frauen wird immer erwartet ehrenamtlich zu arbeiten und das bisschen Masken nähen kann ja jede/er!
Ich habe meinen Kunden/innen immer den Preis etwas erklärt wie z. B. Material ,Arbeitskosten ,waschen etc. und Verständnis erfahren. Ich denke wir sollten gerade was die Preise unserer handwerklichen Produkte angeht mehr in die Offensive gehen und selbstbewusst dazu stehen.
Liebe Grüße
Hallo Meike,
Da hast du ganz Recht, das ist mir jedoch erst beim Lesen deines Beitrags klar geworden, daß je nach Körpergröße auch die Masken angepaßt werden müssen. Auch ich habe mit dem Schnitt von Craftpassion (mit Mittelnaht) begonnen, der mir am besten paßt. Jedoch mußte ich andere Maskentypen für andere Körpertypen nähen. Jemand mit Konfektionsgröße 34 brauchte die Maske wesentlich kleiner und große Größen wollen in meiner Umgebung lieber die “Origami-Masken” tragen. Schon jetzt habe ich wesentlich mehr Masken genäht, als ich geplant hatte, obwohl ich nur die Familie und enge Freunde versorgt habe.
Meine Masken kommen nach Gebrauch in einen Kochtopf und werden kurz durchgekocht. Am nächsten Morgen sind sie wieder einsatzbereit.
Liebe Grüße
Gabi
Hallochen,
wir haben bisher 2 Buffs, ein paar Origami-Masken (aus alten Hemden) und eine Handvoll mit 3 Falten in quietschgrün. Ich finde die Origamis bisher am besten, allerdings sind die doof zu bügeln. Der Ingenieur bevorzugt Buff.
Einmalmasken habe ich probiert, die finde ich zu klein.
Versuch läuft weiter, bei der nächsten Gelegenheit nähe ich weitere Masken.
Viele Grüße
Ilka
Also, ich finde diese:
https://www.youtube.com/watch?v=Qhbp74XQvhs&vl=en
sowohl gut passend als auch unkompliziert zu nähen. Für BrillenträgerInnen mit Tunnel aus Hosenschonerband am oberen Rand zum Einschieben eines Schnellhefter-Blechstreifens .
Die Anleitung ist auch verständlich, wenn man kein Russisch versteht 🙂