Am Wochenende habe ich Gesichtsmasken genäht. Das hat irgendwie gut getan, in dieser wegen des Corona-Virus so außergewöhnlichen Zeit etwas mit einem konkreten Ergebnis zu machen. Die Erfahrungen, die ich dabei machte, möchte ich mit euch teilen.

Im Laufe der letzten Woche wurde deutlich, dass es sinnvoll ist, Masken zu nähen und zu tragen, um zu verhindern, dass man das Covid-19-Virus überträgt. Zunächst konnte ich das auch kaum glauben, bis es Prof. Dr. Christian Drosten in dem tollen NDR-Podcast erläuterte: diese selbstgenähten Masken ohne richtigen Filter sind dazu da, um andere zu schützen! Uns selbst können wir dadurch nicht wirklich schützen, denn das Virus kann ohne Filter auch durch den Stoff. Aber wir können verhindern, dann durch feuchte Aussprache und Husten etwas von uns durch die weite Welt geschleudert wird.

Das Tragen einer Masike rettet zwar nicht sofort die Welt, aber ist eine ergänzende Maßnahme für #flattenthecurve, also dafür, die Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus zu senken. Mittlerweile gibt es noch eine neue Podcast- Episode, in der er es noch mal ausführlicher erläutert. 

 

Welches Material für DIY-Masken

Ich denke ja gerne gründlich nach, bevor ich loslege. Für mich bestand die größte Frage darin, welches Material sinnvoll wäre. Das es verschiedene im Netz frei verfügbare Schnittmuster gibt, wusste ich schon. Ende der Woche wurde dann in meiner Twitter-Bubble ein Artikel zum Materialvergleich geteilt. Yeah!.

Das Ergebnis ist, ganz grob zusammengefasst: egal, welchen Stoff du nimmst, es ist besser, als wenn du gar keine Maske trägst. Oder anders gesagt: so eine Maske kann einen Teil der Viren abfangen, das ist besser als nix und eben eine gute ergänzende Maßnahme zu Abstand halten, zuhause bleiben und Hände waschen. Deswegen beschloß ich “nutze, was du zuhause hast”.

Was mich sehr beschäftige war: wie könnte frau einen Filter einlegen, was könnte frau als Filtermaterial nutzen. Wo bekommt man es? Letztlich war das alles zu kompliziert und führte zu der gleichen Erkenntnis wie oben beschrieben. Ich entschied verschiedene Maskenmodelle auszuprobieren: einlagige, mehrlagige, Masken, in die ein “Filter” eingelegt werden kann und statt eines professionellen Filters, nutzen wir ein einfaches Wegwerf-Küchentuch von der Rolle.

Verschiedene kostenlose Anleitungen für selbstgenähte Mund-Nasen-Masken im Test

Als erstes nähte ich eine schnelle Maske aus einem alten T-Shirt nach dieser Anleitung, weil mein Mann loswollte, um rechtzeitig beim Einkaufen zu sein, wenn die Läden hoffentlich noch nicht so voll wären. Damit es schnell geht, wechselte ich noch nicht mal den Faden. Heraus kam eine Art Küchtuchhalter in wenig stylisher Optik. Er trug die Maske mit einem gefalteten Küchentuch darin, als eine Art Filter. Nicht schön, aber es funktioniert.

Ich nähte dann für mich eine Maske aus dunkelblauem Viskosejersey, in der Hoffnung, dass diese etwas schicker wäre. Mein Kind nannte mich “Ninja”, kurzes Tragen mit Küchentuch darin funktionierte, aber das Atmen ist nicht sehr angenehm damit.

Das größte Problem ist: die Brille beschlägt. Was mir an diesem Maskenmodell allerding gut gefällt: sie kann auch als Haarband getragen werden, denn sie wird nicht mit Bändern zum Verknoten, sondern mit einem langen Gummiband festgemacht. Auf dem Weg zum Einkauf trug ich sie als Haarband und vor dem Geschäft zog ich sie über das Gesicht und legte das Küchentuch als Filter ein.

Als nächstes nähte ich eine Familien-Klein-Serie des Modells mit den Falten von #m Stadt Essen. (Das Modell mit den Falten trage ich auf dem Bild ganz oben.)Während des Nähens dachte ich darüber nach, dass ich den Stoff zwar vorgewaschen, aber nicht mit 90 Grad gewaschen hatte und das verwendete Schrägband war natürlich noch gar nicht gewaschen. Ich nähte die Masken trotzdem mal zu Ende und dachte, dass das schon nicht so schlimm werden würde, mit dem Einlaufen. Anschließend kochte ich verschiedene 10 cm lange Streifen Schrägband und Gummiband 10 Minuten auf dem Herd. Das Ergebnis: das rote Band blutete aus, alle anderen Bänder waren nach dem Kochen unverändert. Schade, um mein schickes Modell mit den roten Bändern.

Selbstgenähte Masken mit 60 Grad waschen tötet das Virus

Als nächstes suchte ich Stoffreste aus Baumwoll-Webware und wusch sie mit zwei Schmutzfangtüchern bei 90 Grad. Die Schmutzfangtücher waren dunkel verfärbt, aber die weißen Stellen auf den Stoffen blieben weiß. Gut! Mittlerweile weiß ich – aus er aktuellen NDR-Podcastfolge – dass eine 60-Grad-Wäsche auch ausreicht. Das ist gut, das macht es praxistauglicher.

Aus den gewaschenen Stofffen nähte ich dann drei verschiedene Größen der japanischen Anleitung, die ich auf diymask.site fand. Ich hoffte, dass diese besonders gut wären, weil es in Asien ja schon länger üblich ist, Masken zu tragen, wenn man selbst krank ist. Es ist ein Zeichen der Höflichkeit und guten Manieren, dort Masken zu tragen.

Dieses Modell funktioniert für mich allerdings nicht. Der Blumendraht ist dafür vermutlich zu dünn und ich finde diese Art Masken (zweilagig, mit Gummis für die Ohren und Bänder zum Knoten) zu aufwendig zu nähen. Natürlich ist es gut, dass man dort einen Filter einlegen kann – aber was für einen Filter? Mir beschlägt bei diesem Modell auch die Brille und ich mag die Gummis hinter dem Ohr nicht.

In meinen Vorräten befindet sich noch sehr viel Schrägband, aber wenig Unterhosengummi. Hätte ich noch mehr Unterhosengummi, würde ich Masken mit Falten und “hinter-dem-Kopf”-Gummi nähen. Aber wie gesagt, viel Gummiband habe ich nicht. Deswegen werde ich jetzt, wann immer ich etwas Zeit finde, Masken mit Falten und Schrägband nähen, um noch mehr Menschen damit zu versorgen.

 

links sind die Masken mit den Falten – rechts die japanischen Masken in drei Größen

 

Auf twitter gibt es viele Anfragen von Arztpraxen und Krankenhäusern und natürlich sollen auch meine Verwandten und Nachbar*innen Masken bekommen. es bleibt also noch viel zu tun. Ich finde es gerade sehr schwer zu entscheiden, wem ich als erstes Masken gebe. Krass. Vielleicht werde ich einen täglichen Produktionsprozess installieren, bei dem immer ein Anteil an Freund*innen/Familie geht und ein Teil an “systemrelevante Berufe”. Ich weiß es noch nicht. Seriennähen ist nicht meine Stärke…. Aber es ist doch auch schön etwas tun zu können. Näh doch auch Masken!

Derzeit sind Masken noch eher exotisch im Strassenbild. Ich fände es aber gut, wenn wir Näherinnen einen Anfang machen und aus so schicken Stoffen ist das doch gar nicht sooo schlimm. Falls du noch nicht überzeugt bist, oder ein noch Argumentationshilfen brauchst, habe ich dir ein paar Links zusammengestellt. Neben der aktuellen NDR-Podcastepisode möchte ich dir insbesondere den ersten Blogpost von “Fiberspace” empfehlen, denn dieser wird laufend aktualisiert.

Argumentationshilfen:

 

Disclaimer: Ich bin keine Ärztin oder Ähnliches. Das hier ist meine persönliche Sicht. Wenn ihr unsicher seid, fragt Ärzte, lest die Artikel. Ich übernehme keine Haftung & Gewähr.