oder: – oder wann Ansprüche an uns selbst den Spaß verderben

Kannst du eine Sache „nur mittelmäßig erledigen“ oder hast du den Anspruch an dich selbst, alles perfekt machen zu wollen? Wie fühlt es sich an, wenn wir unseren Erwartungen, unseren Ansprüchen an uns nicht gerecht werden?
Nähen ist ein Lehrberuf mit mehrjähriger Ausbildung. Warum hängen wir Hobbyschneiderinnen oft die Latte der Erwartungen so hoch


In diesem Blogpost bekommst du eine Zusammenfassung der Inhalte der Podcastepisode. Im Podcast selbst, erzähle ich noch etwas ausführlicher.

Über ein paar freundliche Worte oder/und ein paar Sternchen zur Bewertung des Podcasts bei itunes/apple-Podcasts würde ich mich sehr freuen! 

Alle Informationen zum Passt-Podcast sowie Links zu allen Episoden findest du hier: *klick*


 

Darum geht es in Episode #44

Die 4. Staffel des Passt Podcast handelt von dem Wunsch nach Perfektion und den Ansprüchen, von dem, was uns treibt und uns manchmal in den Wahnsinn treibt – Grund, einmal genauer hinzusehen. Nach meiner Beobachtung, haben Hobbyschneiderinnen haben oft zu hohe Ansprüche an sich selbst und ihre selbstgenähte Kleidung. Und wie sieht es bei dir aus? Kannst du eine Sache „nur mittelmäßig erledigen“ oder hast du den Anspruch an dich selbst, alles perfekt machen zu wollen?

 

“Anspruch” ist das falsche Wort

Anspruch ist eigentlich das falsche Wort. Im rechtlichen Sinne: Das Recht von jemand anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen. Ganz richtig, es geht um jemand anderes! Beim Hobbynähen sind wir ganz alleine mit uns und unseren Ansprüchen. Warum sind wir oft so streng mit uns selbst?

Ich kann das irgendwie verstehen: Auf der einen Seite ist es doch klar: Wenn ich schon selbst nähe, dann soll es aber perfekt sein. Immerhin stecken wir viel Zeit, Mühe und Liebe in ein Nähwerk. Aber, würde es nicht reichen, wenn es besser/passender/schöner wäre, als Kaufkleidung?

Auf der anderen Seite: Schneidern ist ein Lehrberuf – wie können wir als Autodidaktinnen oder 1-mal-die-Woche-Kursbesucherinnen erwarten, das supergut zu können?

 

Warum ziehen uns Nähwerke mit Fehlern so runter?

Was passiert mit uns / wie fühlt es sich an, wenn wir unseren Erwartungen, unseren Ansprüchen an uns nicht gerecht werden?

Am Wochenende war ich auf einem Nähwochenende – ganz privat, als Teilnehmerin. Ich nähte Stunde und Stunde und genoß das sehr. Aber ich hatte auch ein Ziel. Ich wollte eine kleine Kollektion an neuen, gut passenden Kleidungsstücken fertigstellen, denn in Kürze habe ich das Fotoshooting für mein neues Buch.

Da ich sehr gerne Kimonoblusen und Kimonokleider trage, beschloß ich gleich zwei Kleider und eine Bluse nach diesem Schnittmuster zu nähen. Das war eine interessante Erfahrung. Klar, wurde ich besser – aber ganz fehlerfrei wurde es auch nicht. Es wurde “für meine Verhältnisse schon ganz gut”. Was ich aber kapierte: Es ist total verrückt zu glauben, etwas zu können, nur weil frau weiß, wie es geht und weil sie das Gleiche schon mal vor einem Jahr gemacht hat. Ich bin jedes Jahr im Januar auf diesem Nähwochenende und ich nähe auch jedes Jahr ein Kimonokleid. Aber es ist trotzdem immer wieder ein bisschen so wie “neu anfangen”, weil eben zu viel Zeit zwischen den identischen Nähprojekten liegt.

 

Nähen soll doch Spaß machen!

Deswegen machte ich mir Gedanken über Ansprüche an mich und meine Kleidung und fand heraus, dass zu hohe Ansprüche Spaßverderberinnen sind. Sie werden destruktiv, wenn:

  • wenn wir unser Selbstwertgefühl davon abhängig machen. Das ist doch Quatsch, denn wir sind doch per se wertvoll!
  • wenn wir die Latte so hoch hängen, dass sie gar nicht erreichbar ist.
  • wenn wir mit einer Alles-oder-nichts-Haltung drangehen und angeblich misslungene Nähwerke als TFT (Teile für die Tonne) bezeichnen.

Das ist doch Quatsch: wir sind doch per se wertvoll und gut. Nur, weil wir etwas nicht können, wird das doch nicht weniger. Wir können nur eben etwas noch nicht so, dass es wie von selbst flutscht. Aber wir können es üben oder wir hängen die Latte einfach ein bisschen tiefer – davon geht die Welt auch nicht unter! Wichtig ist, dass wir uns mit dieser Alles-oder-nichts-Haltung nicht den Spaß verderben lassen! Es ist doch ein Hobby!

 

Wir bestimmen das “Warum”

Deswegen glaube ich, dass es immer wieder wichtig ist, sich zu fragen, warum du eigentlich nähst? Geht es dir um

  • Spaß am nähen?
  • Spaß, etwas neues zu lernen?
  • Spaß, etwas mit eigenen Händen zu schaffen?
  • Um genau die Kleidung tragen zu können, die du willlst?

Wir sind unterschiedliche Typen Hobbynäherinnen – alle Gründe sind berechtigt. Ich glaube, es ist sinnvoll, dass wir für uns unser Ziel definieren und nicht aus den Augen verlieren und – wie bei allem – uns nicht an den anderen messen.Es soll doch Spaß machen, uns Freude bereiten.

Nähen ist großartig, weil wir so vieles damit auf einmal können

  • etwas lernen
  • etwas machen
  • ein Ergebnis zum Anfassen
  • etwas nützliches produzieren
  • aber es darf uns auch einfach nur Freude bereiten!

Natürlich haben wir alle die Sehnsucht nach Perfektion – aber darüber rede ich nächste Woche – bis dahin, sollten wir darauf achten, den Spaß am Hobby nicht zu verlieren.