– oder: Mode nach Kalkül

Die Produktion von Bekleidung ist heutzutage meist wegdelegiert. Dank gesellschaftlicher Arbeitsteilung nähen die allermeisten Menschen ihre Kleidung nicht selbst. Das hat interessanterweise auch für uns, die wir unser Kleidung selbst nähen, Konsequenzen.


In diesem Blogpost bekommst du eine Zusammenfassung der Inhalte der Podcastepisode. Im Podcast selbst, erzähle ich noch etwas ausführlicher.

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Darum geht es – in Kurzfassung – in Episode #36

Die Produktion von Bekleidung ist heutzutage meist wegdelegiert. Dank gesellschaftlicher Arbeitsteilung nähen die allermeisten Menschen ihre Kleidung nicht selbst. Das hat interessanterweise auch für uns, die wir unser Kleidung selbst nähen, Konsequenzen.

Als ich die Podcast-Episode geschnitten habe, wurde mir erst bewußt, wie sehr meine Vergangenheit auf einmal zu hören ist. Ende der 80er Jahre habe ich mal Ökonomie studiert und in der Podcast-Episode sind überdurchschnittlich mehr Begriffe aus dieser Welt zu hören, als in meinem normalen Sprachgebrauch. Spannend!

  • Kaufkleidung ist heutzutage das Normale – früher war alles Maßanfertigung. Heute haben wir in den meisten Gebieten gesellschaftliche Arbeitsteilung. Jede muß nicht mehr alles können und alles machen. Das ist schön, denn es gibt uns Freiheiten und Freizeit, aber es hat auch Nachteile:
  • Wir sind es gewöhnt, dass wir nur das tragen können, was wir finden und das es nur suboptimal passt. Viele Menschen erkennen gar nicht, dass es gar nicht so gut passt. Wir sind gewöhnt, in Kleidergrößen zu denken und uns dementsprechend zu bewerten, obwohl es uns eigentlich klar ist, dass Größen frei erfunden sind. Wenn es uns nicht passt, dann sind wir selbst schuld – wir könnten ja schließlich unseren Körper optimieren. 
  • Umso erstaunlicher ist es, dass Kleidung mittlerweile so ein Massenprodukt geworden ist. Wir allen besitzen viel zu viel Kleidung – deswegen gibt es Marie Condo und Konsorten. Es ist ein Wegwerf-Artikel geworden und billig. Wir denken natürlich, dass wir das nicht so machen, wie die jungen Mädchen, die etwas kaufen und ein Shirt nur für ein Foto oder eine Party tragen – aber viel besser sind wir auch nicht! Es ist bequem Online zu bestellen. Anprobieren ist stressig, Umkleidekabinen sind scheußlich und dann bestellen wir vielleicht doch mehr, als wir eigentlich wollten. Obwohl wir wissen, dass Kaufkleidung in Billig-Lohn-Ländern unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert wird. 
  • Die Mode hat sich so entwickelt, dass Kleidungsstücke billiger werden können: lockere Passform, überhängende Ärmel, wenig Nähte.  —> plötzlich gefällt uns sowas. Lockere Passform/nicht so figurnah ist nicht nur vorteilhaft, damit es möglichst vielen Menschen passt, sondern auch wegen Viskose statt teurer Baumwolle. Material Jersey: auf einmal finden wir engere Ärmel schick, weil ein immer größerer Anteil an Kleidung aus elastischem Material gefertigt wird. 
  • Das Verrückte ist: So ganz anders ist es beim Nähen auch nicht! Wir folgen der selben Mode ähnliche Schnitte, wir orientieren uns an Kleidergrößen und machen uns einen Kopf, wenn die Größe falsch ist und wir kaufen Stoffe, von denen wir nicht die Herkunft kennen. Aber unser Möglichkeitenraum ist etwas größer. Wir können uns gegen bestimmte Moden entscheiden. Während es z.B. nachhaltige Kleidung oft nicht in großen Größen gibt, können wir sie uns nähen. 
  • Weil nähen langsamer ist als shoppen, können wir (theoretisch) weniger Kleidung haben. Weil wir wissen, wieviel Aufwand in einem Kleidungsstück steckt, haben wir ein anderes Bewusstsein dafür und können es z.B. länger bzw. öfter tragen.