Eine Kimonobluse oder ein Kimonokleid näht sich nicht mal eben so. Im Vergleich zu einem Shirt ist da richtig viel zu tun. Aber ich finde, der Aufwand lohnt sich. Weil ich so begeistert von meiner neuen Kimonobluse bin, lade ich dich dazu ein, mir in einer kleinen Blogserie – dies ist schon der dritte Teil – beim Nähen über die Schulter zu schauen.
Manchmal treibt mich das Nähen schier in den Wahnsinn. Mit dieser Kimonobluse ging mir das auch ein paar Mal so. Aber auch wenn es manchmal hart ist, es lohnt dran zu bleiben und einfach Schritt für Schritt weiter zu machen, auch wenn du das Ding manchmal gerne in die Ecke knallen würdest.
Ich glaube, wir Hobbyschneiderinnen haben einfach zu wenig Gelegenheit, Routine zu entwickeln. Klar werden wir von Werk zu Werk besser, aber bei mir ist es auf jeden Fall so, dass ich zu selten nähe, um wirklich souverän und gut zu nähen. Umso erstaunlicher, dass ich es trotzdem schaffe, solche tollen Kleidungsstücke zu nähen.
Das Rückenteil wird aus fünf Teilen gepuzzlet
Der Anfang des Nähens bei einer Kimonobluse begeistert mich immer, denn zunächst wird das Rückenteil aus fünf Teilen zusammengepuzzlet. Das geht schnell und ist spannend, denn schon beim Nähen spürst du die Besonderheiten des Designs. Mich begeisterte diese Konstruktion immer wieder, denn sie zaubert aus sich heraus eine tolle Silhouette und das Rückenteil im schrägen Fadenlauf macht die Bluse so bequem.
Als nächstes bügelte ich die Einlage auf die Knopfleiste. Nachdem ich schon einmal den Fehler gemacht hatte, die Einlage auf die falsche Stoffseite zu bügeln, passte ich dieses Mal genau auf, denn die Einlage wird auf die rechte Stoffseite gebügelt. Da die angeschnittene Knopfleiste umgeschlagen wird ist das schon richtig, aber es geht natürlich nur so, wenn der Stoff zwei schöne Seiten hat. (Hast du einen Stoff mit einer wenig ansehnlichen Rückseite, dann bügelst du die Einlage auf die linke Stoffseite und schlägst die Knopfleiste nach innen um. Geht auch und fällt vermutlich niemand auf, das es anders ist, als im Original)
Schulter und Kragen sind raffiniertes Design mit kleinen Tücken
Dann kommen die Schulternähte. Ich mag das, wie das an der Kimonobluse gelöst ist, dass die Schulternaht gleichzeitig verstärkt und mit einem kleinen Stoffstück verdeckt wird. Beim Zuschnitt ist penibel darauf zu achten, wirklich genau zu schneiden und in diesem Bereich ist es hilfreich, die Nahtlinie einzuzeichnen, dann fällt die Ecke am Kragensatz leichter. Wenn du ganz genau auf den Nahtlinien nähst, dann passen die Teile gut zusammen, aber schon ein wenig Abweichung macht große Schwierigkeiten. Wenn ich den Kragen annähe, muß ich oft trennen. Meist klappt eine Seite auf Anhieb und die zweite wird ständig Murks. Keine Ahnung ob das irgendwann mal besser wird, wahrscheinlich fehlt mir auch nach sechs Kimonokleidern immer noch die Übung, weil die Abstände zwischen den Nähprojekten immer zu lange sind.
Das nächste nette Feature ist der Schrägstreifen, mit dem die Kragenansatznaht innen verdeckt wird. Theoretisch ganz leicht, praktisch manchmal auch zum Fluchen. Mir helfen viele Stecknadeln und Ruhe. Aber hinterher finde ich das Ergebnis sehr schön. Das ist eines dieser innenliegenden Features eines selbstgenähten Kleidungsstückes, die andere nie zu sehen bekommen, die mich aber immer glücklich machen, wenn ich das Kleidungsstück in die Hand nehme oder es einfach schön aussieht, wenn es auf dem Bügel hängt.
Nach dem Kragen kommen die Ärmel. Webware Ärmel einsetzen gelingt mir auch nicht immer auf Anhieb. Bei dieser Bluse hatte ich mir vorgenommen, die Schultern etwas schmaler zu machen, was das Einsetzen der Ärmel erschwerte, aber mit Geduld und Spucke waren sie dann auch irgendwann drin und damit hatte ich schon etwas in der Hand, was tatsächlich schon wie eine Bluse aussah. Yeah.
Aber dann! Kaum hatte ich die Ärmel ordentlich eingenäht passierte mir ein Mißgeschick. Ich wollte die Ärmelnaht und die Seitennaht in einem Rutsch versäubern und schnitt mit dem Messer der Overlock in den Ärmel. Verdammt! Jetzt war ich so weit gekommen und dann das.
Ich entschied mir für Flicken statt einen neuen Ärmel zuzuschneiden, denn den Rest des Stoffes, wollte ich mir für eine ungeknitterte Knitterbluse aufheben. Ein Versuch war es wert und was soll ich sagen: auch wenn der unterlegte und mit Zickzack befestigte Patch nicht wirklich professionell und keineswegs unsichtbar angenäht ist, sieht es am fertigen Kleidungsstück weitaus weniger schlimm aus, als auf diesem Foto, denn der Flicken sitzt quasi unter der Achsel. Aber ein Schock war es trotzdem!
Findetuning im Brustbereich
Die finale Anpassung des Brustbereiches mache ich erst nach dem Einsetzen der Ärmel, weil sich unser Körper nunmal bewegt und der Ärmel auch seine Wirkung auf das Vorderteil hat. Um die Kimonobluse im Brustbereich anzupassen, zog ich den BH an, den ich auch später unter der Bluse tragen wollte, denn bei unterschiedlichen BHs kann sich die Form und Lage der Brust verändern.
Ich wendete die Bluse auf links und steckte mit Stecknadeln den Brust- und Taillenbereich so ab, wie ich es mir vorstellte. Wohlwissend, dass ich mich oft schrittweise dem Ergebnis nähere und es nicht leicht ist, das Runde an das Eckige zu nähen, heftete ich zunächst meine Änderungen (dh. ich nähte mit großem Stich aber ohne Anfang und Ende der Naht zu versäubern). Erst, als die Heftnaht perfekt war, nähte ich sie mit der normalen Stichlänge noch einmal nach und versäuberte auch erst dann diese Naht mit der Overlock.
Das reichte dann auch erst mal wieder. Die Säume und die Knopfleiste hob ich mir für einen anderen Tag auf, um zwischendurch neue Kraft zu schöpfen. Immerhin hatte ich jetzt schon etwas, das verdammt nach einer sehr hübschen Kimonobluse aussah und mich immer glücklich machte, wenn ich sie, auf einen Bügel aufgehängt sah.
Zu den Knopflöchern schreibe ich noch einen Blogbeitrag. Stay tuned! Die ersten beiden Folgen der Mini-Serie zur Kimonobluse findest du hier und hier.
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