In den letzten Tagen habe ich euch einige Bilder des Stadtmantels gezeigt – ich freue mich, wie gut der Mantel bei euch ankam, es ist aber auch ein wirklich tolles Schnittmuster! Gestern kam dann die Frage auf, wie das eigentlich mit den Teilungsnähten und den Abnäher so ist. Die beantworte ich natürlich gerne!
Was sind Abnäher und was sind Teilungsnähte
Ich fange mal ganz grundlegend an. Sowohl Teilungsnähte als auch Abnäher sind dazu da, um einen dreidimensionalen Körper formschön mit einem zweidimensionalen Stoff zu umhüllen. Immer dann, wenn Körperformen und -Konturen “gezeichnet” werden, dann braucht es Abnäher (oder Teilungsnähte), um an Stellen, an denen weniger Stoff gebraucht wird, diesen zusammen zu halten, damit an anderen Stellen, an denen mehr Stoff gebraucht wird, diesen dort zur Verfügung zu stellen. Abnäher sind also immer da, wo ein Kleidungsstück enger werden soll bzw. zeigen auf eine breitere Stelle.
Die bekanntesten Abnäher im Oberteil sind Brustabnäher, die von der Seitennaht auf die Brust zeigen. Der Abnäher endet kurz vor dem Brustpunkt (der breitesten Stelle der Brust) und nimmt seitlich der Brust die überschüssige Stoffmenge weg. Das ist ganz logisch, denn die Seitennaht an Vorderteil und Rückenteil muß gleich lang sein, um verbunden zu werden, aber das Vorderteil braucht eigentlich mehr Länge, “um den Weg über die Brust zu gehen”.
Wo ein Abnäher liegt, ist eine Frage des Designs
Abnäher sind aber nicht nur funktional, sondern auch eine Frage des Design. Sie schaffen auch Linien, an denen das Auge hängen bleibt und sich erfreut. Da Abnäher mit ein bisschen Hintergrundwissen auch verlegt werden können, können sie an verschiedenen Stellen liegen – gerade so, wie es die Designerin für dieses Modell schön findet – und dort das Auge erfreuen und ihren Job tun. Außerdem können Abnäher auch geteilt werden – sprich aus eins mach zwei – um den Abnäherinhalt zu verteilen. Das heißt, den DesignerInnen stehen eine Menge an Möglichkeiten zur Verfügung, wie sie den zweidimensionalen Stoff so gestalten, dass er gut um den dreidimensionalen Körper passt und dass das Design etwas Besonderes wird.
Der Stadtmantel hat in seiner Originalversionen im vorderen Oberteil zwei Abnäher: einen Schulterabnäher und einen Brustabnäher. Beide dienen dazu, den Oberköper unter Berücksichtigung der Brustwölbung schön zu umhüllen. Der Brustabnäher ist jedoch kein klassischer Brustabnäher, der auf Höhe des Brustpunktes aus der Seitennaht kommt. Die Designerin des Stadmantels, Melinda Stokes, entschied sich dafür, ihn schwungvoll von unten kommen zu lassen.
Als wir darüber sprachen, das Design des Stadtmantels auch fülligeren Frauen zur Verfügung zu stellen und ich ausprobierte, ob das für meinen Körper funktioniert, entschieden die Designerin und ich, dass es bei runderen Frauen und größeren Oberweiten schicker aussieht, die beiden Abnäher zu zu einer Teilungsnaht zu verbinden. Es bleibt euch natürlich frei, ob ihr die Abnähervariante näht oder den Stadtmantel mit Teilungsnaht, aber wir empfehlen, bei einer größeren Körbchengröße die Teilungsnaht.
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Je besser du die Konstruktion verstehst, umso passformgenauer kannst du nähen
Ist das nicht spannend?! Ich finde solches Hintergrundwissen zum Nähen wahnsinnig spannend. Für mich waren das immer große Aha-Effekte, wenn ich vor oder beim Nähen nicht nur entdeckte, wie sich die einzelnen Stoffteile zu einem großen Ganzen zusammenfügen, sondern auch noch verstand, warum das funktioniert. Und deswegen erkläre ich auch so gerne euch, wie Konstruktion funktioniert und ihr Schnittmuster anpassen könnt.
Für alle die das genauso spannend finden, wie ich und Lust haben darüber etwas zu lernen und gerne von mir auf Blogartikel oder Veranstaltungen zum Thema “Schnittmuster anpassen” hingewiesen werden möchte, habe ich eine spezielle Email-Liste angelegt, die meinen Newsletter ergänzt. –> *klick* Hier könnt ihr euch dafür eintragen.
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