Herzlich willkommen zum vierten Teil meiner kleinen Serie an Blogbeiträgen zum Thema “Schnittanpassung lernen”. In den letzten Wochen habe ich parallel meinen Grundlagenkurs “Schnittanpassung leicht gemacht” überarbeitet und selbst, etwas Neues begonnen zu lernen. Nachdem ich schon wirklich lange damit geliebäugelt habe, Kraulschwimmen zu lernen, bin ich seit November in einem Kurs. Das heißt, ich erlebte parallel in den letzten Wochen die Rolle als diejenige, die als Lehrerin etwas vermitteln will und als Schülerin sich in ein völlig neues Terrain wagt. Dabei habe ich mich immer wieder daran erinnert wie es mir ging, als ich damit begann Kleidung für mich zu nähen und Schnittanpassung zu lernen. Das war spannend! Und darüber möchte ich dir in fünf aufeinanderfolgenden Blogbeiträgen in den nächsten Tagen erzählen.
- Teil 1: Weil ich es mir wert bin
- Teil 2: Die ersten Schritte
- Teil 3: Raus aus der Komfortzone
Im letzten Teil meiner Blogserie schrieb ich über das Schwimmen und nun rede ich vom Kochen? Wie passt das zusammen? Erstaunlicherweise passt das sehr gut, denn wenn du den Beitrag von vorgestern gelesen hast, dann weißt du, dass ich durch den Kraulkurs und das Mantra “Schwiiiiiimen ist gleiiiiiiten” wieder daran erinnert wurde, dass es mir um viel mehr geht, als darum, die Technik der Schnittanpassung zu vermitteln.
Durch den Besitz von Diätratgebern nimmst du nicht ab
Im Dezember war ich damit beschäftigt, den Onlinekurs zu überarbeiten. Ich hatte Rückmeldungen bekommen, dass sich die Teilnehmerinnen noch viel mehr Schritt-für-Schritt-Anleitungen wünschen würden, so wie ich sie in meinem Buch “Passt perfekt” liefere. Aber irgendetwas in mir sperrte sich dagegen. Ich wollte den Kurs nicht – genau wie das Buch – zu einer Ansammlung von mundfertigen Technikanleitungen machen. Erstens wäre das langweilig, weil wirklich zu nah am Buch und zweitens weiß ich einfach aus langjähriger Erfahrung in der Erwachsenenpädagogik, dass das nicht wirkungsvoll ist. Es ist viel nachhaltiger, etwas zu lernen, wenn frau versteht was sie tut, wenn sie es sich selbst erarbeitet und wenn wirklich ausprobiert wird. Vor vielen Jahren schrieb ich in meinem ersten Buch den Satz “durch den Besitzt von Diätratgebern nimmst du noch nicht ab” – der gilt immer noch.
Aber was sollte dann in den Onlinekurs? Wie könnte ich Frauen zeigen, wie sie Schnittmuster anpassen, ohne ihnen Schritt-für-Schritt alles vorzukauen? Und wie könnte ich ihnen das Konzept, aktiv zu werden, verstehen zu wollen, umzusetzen, statt zu konsumieren schmackhaft machen? Was würde ihnen schmecken? Was würde ihren Gaumen so reizen, dass es zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Was wäre so appetitlich, dass dem kaum zu widerstehen wäre? Ich zerbrach mir den Kopf und suchte nach Alternativen.
Sicherheit durch Hintergrundwissen und Erfahrung
Eines Sonntags kochte ich etwas, was meine Familie begeisterte. Mein Mann fotografierte die Essensreste, damit ich genau dieses Gericht noch einmal kochen würde und fragte, wie es das Rezept heißt. Ich zuckte mit den Achseln und sagte “keine Ahnung”, denn ich hatte “freihändig gekocht”.
Weil ich an den Tagen zuvor unterwegs war, mir kein Essen für den Sonntag ausgedacht und dementsprechend auch nichts Besonderes eingekauft hatte, kochte ich eben, was der Kühlschrank hergab. Bekannterweise sind das oft die leckersten Gerichte. Und plötzlich wurde mir klar, warum das funktionierte: Ich weiß einfach, wie sich bestimmte Zutaten verhalten. Ich kann einschätzen, wie lange etwas braucht und was passiert, wenn ich dies und das dazu gebe. Ich kenne die Details, die Verfahren und weiß, was ich tue. Hin und wieder koche ich etwas, das ein bisschen langweilig schmeckt, aber so richtig misslingen tut mir kein Gericht. Oftmals gibt es unglaublich leckere Ergebnisse.
Das Leben, der Inhalt des Kühlschranks und das, was wir nähen wollen ist nicht immer gleich
Genau darauf kommt es an. Wenn wir etwas lernen wollen, dann ist das Kompetenzlevel, das wir erreichen sollten “freihändig kochen”. Wir wollen möglichst wenig Misserfolge, schöne Erfolge und wir sollten dafür verstehen was wir tun. Um beim Kochen zu bleiben: immer dann, wenn wir nur stur nach Rezepten einkaufen und kochen, wird es schwierig, genau dieses Gefühl für das Kochen zu entwickeln. Wir kommen zwar zu guten Ergebnissen, weil wir einem bewährten Rezept folgen, dass vor uns schon mal von jemand ausprobiert wurde. Aber das funktioniert immer nur dann, wenn das Material genau so ist, wie im Rezept vorgegeben und wenn wir uns sklavisch an die Bedienungsanleitung halten. Immer dann, wenn wir kochen wollen, was der Kühlschrank hergibt, brauchen wir mehr: wir brauchen Hintergrundwissen, Mut und ein Gefühl dafür, was wir wie erreichen können.
Das ist der Grund, wieso ich Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachschlagen zwar geeignet finde, aber zum Lehren gar nicht mag. Das sture Nacharbeiten hält Menschen vom Denken ab! Ich glaube, dass es längerfristig viel mehr Erfolgserlebnisse gibt, wenn Menschen verstehen, was sie tun. Deswegen komme ich nicht umhin, im Kurs drei Anfangsmodule anzubieten, bevor es ans Eingemachte geht. und deswegen habe ich den Kurs auch nur hier und dort etwas verändert: hier eine Prise mehr und dort noch etwas abgeschmeckt, aber das Grundkonzept habe ich nicht angerührt. Ich möchte euch zeigen, wie ihr “freihändig Schnittmuster anpasst”. Rezepte sind fein, um mal etwas nachzuschlagen oder etwas Neues auszuprobieren, aber Kleidung ist genauso alltäglich wie Mahlzeiten. Macht euch unabhängig von Rezepten – ich zeige euch wie.
Wenn du verstehen willst, wie Schnittmuster funktionieren, wenn du Sicherheit suchst, um Schnittmuster anzupassen, wenn du freihändig Schnittmuster zu Maßschnittmustern machen möchtest, dann gönne dir meinen Onlinekurs “Schnittanpassung leicht gemacht”, den es noch bis zum 31.12. im Angebot gibt.
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