Heute geht es in Passt, dem Podcast von crafteln um das Thema “gute Passform. Vielleicht warst du letzte Woche bei dem kostenlosen Mini-Onlinekurs dabei, dann ist das eine Zusammenfassung oder Wiederholung für dich. Für alle, die letzte Woche nicht dabei sein konnten, ist diese Episode nun die Gelegenheit, etwas von mir über Passform, über gute Passform, ja über das Geheimnis der perfekten Passform zu hören und zu lernen.
Wenn du nun noch mehr lernen möchtest, wie du eine gute Passform erreichst, wenn du lernen möchtest, wie du Schnittmuster anpassen, also für dich zu Maßschnittmustern machen kannst, dann melde dich gerne (bis zum 30.1.2019 um 22 Uhr) bei meinem Onlinekurs “Schnittanpassung” an. *klick*.
In diesem Blogpost bekommst du eine Zusammenfassung der Inhalte der Podcastepisode. In der Podcastepisode erzähle ich ausführlicher, begründe genauer und mache mehr Beispiele.
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Diese Episode ist eine von 15 Episoden meiner Einsteigerinnenserie zum Thema Schnittanpassung. Weitere Episoden findest du bereits hier im Blog unter folgenden Links:
- #1 Warum Schnittanpassung mein Herzensthema ist
- #2 Warum ich vorziehe Schnittmuster anzupassen, statt am Nähwerk nachträglich zu frickeln
- #3 Schnittkonstruktion versus Schnittanpassung
- #4 Maße sind nur Zahlen, um gut passende Kleidung zu nähen
- #5 Eine Anleitung zum Messen der senkrechten und waagerechten Maße
- #6 Wo ist die Taille?
- #7 Schnittmuster kontrollieren
- #8 Von Abnähern und Zugaben
In meinem Podcast, “Passt, der Podcast von crafteln” bin ich mit einer 15-teiligen Einsteigerinnen-Serie gestartet. Es sind 15 Folgen vollgepackt mit meinem Wissen, Tipps und Perspektiven – die dir helfen sollen, den Einstieg in die Schnittanpassung zu erleichtern. Es ist ein richtiger “Audio-Kurs” geworden, mit Lernlektionen á jeweils 30-50 Min. Länge. Klicke auf die jeweilige Folge um zum Artikel mit der Podcast-Episode zu gelangen.
Und jetzt gehts los mit Episode #9!
Die Passform ist das Ziel
Genau darum geht es beim Thema Schnittanpassung: Wir wollen Kleidung für uns nähen, die einfach gut passt. Also sollten wir das Ziel gut kennen, um zu wissen was wir tun. Wenn wir Schnittmuster für uns zu Maßschnittmustern machen wollen, müssen wir nicht nur verstehen “wie” das geht, sondern auch definieren “was” das Ergebnis sein soll. Und deswegen geht es heute um das Thema Passform.
Gut passende Kleidung macht stark und schön
Wir fühlen uns schön(er) wenn wir Kleidung tragen, die einfach toll und gut gelungen ist. Wenn wir etwas genäht haben, das wir uns für uns ausgedacht haben und das dann auch so geworden ist, wie wir es uns vorgestellt haben, dann sehen wir genau so aus, wie wir der Welt begegnen wollen. Wir fühlen uns schön. Wenn Kleidung dann auch noch gut passt, dann ist das besonders schön.
Gut passende Kleidung macht uns aber auch stark, weil sie uns darin unterstützt der Welt kraftvoll zu begegnen. Oder anders gesagt: wenn Kleidung gut passt, dann sind wir nicht die ganze Zeit mit “Zuppeln” beschäftigt und können der Welt selbstbewußt und konzentriert begegnen. Dieses Gefühl der Stärke speist sich aber auch noch aus dem (Selbst-)Bewusstsein, dass wir es waren, die diese tolle Kleidung selbst gemacht haben. Wir sind dazu in der Lage, so tolle Kleidung zu nähen, weil wir wissen, wie wir Schnittmuster auf unsere Figur anpassen. Wenn das bei dir noch nicht der Fall ist, dann bringe ich dir das gerne bei.
Perfektion?
Mit gut passender Kleidung meine ich nicht unbedingt Perfektion. Natürlich träumen wir oft von Perfektion, doch weder wir selbst, noch die allermeiste Kleidung sind tatsächlich perfekt. Was ich meine ist “gut passend”. Das sind vielleicht nicht erträumten 100 % aber immerhin so etwas wie 80 %, mit dem Vorteil, dass es sich um reale 80% handelt. Die vermeintlichen 100 %, sehen wir meist nur auf Bildern. Könnte es vielleicht sein, dass diese Menschen auf den tollen Fotografien in den dort abgebildeten perfekt passenden “Steh-Hosen” möglicherweise gar nicht sitzen können? Eine Hose, in der auch das Sitzen möglich ist, muß weiter sein. Schon möglich, dass sich dann im Stehen Falten bilden. Aber was ist wichtiger? Das Leben der meisten Menschen besteht nicht nur nur aus Stehen, sondern zum großen Teil aus Sitzen und dann wird 100%ige Perfektion im Sinne von Makelosigkeit und faltenfreiem Sitz quasi unmöglich.
Das, was wir auf Bildern sehen ist vielleicht gar nicht echt oder hat noch nicht die Alltagsprüfung bestanden. Wenn das so ist, dann ist das gar keine Hose mit einer guten Passform, sondern eine “Stehhose mit einer guten Passform”. Doch wir brauchen Kleidungsstücke, die zu unserem Leben passen, wir brauchen echte Kleidung für echte Menschen. Deswegen reicht es als Kriterium für eine gute Passform nicht zu sagen “es sieht (auf einem Foto) gut aus”.
Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit als ein Aspekt guter Passform
Wenn ich meine Kursteilnehmerinnen frage, höre ich fast immer als erstes Argument für eine gute Passform Bequemlichkeit: Kleidung passt gut, wenn wir uns gut darin bewegen können, wenn die Kleidung alle Bewegungen unseres Lebens mitmacht und nirgendwo zwickt und zwackt, weil sie einengt. Das kann ich unterschreiben. Ich würde es eine Mindestanforderung an Bekleidung nennen.
Die Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit wird natürlich sehr viel einfacher, wenn der Stoff nachgibt, sprich elastisch ist. Das ist vermutlich der Grund, warum so viele Hobbynäherinnen auf Jersey stehen. Aber verlass dich nicht auf Jersey. Jersey erfüllt zwar seinen Zweck, aber er macht auch was er will. Der Jersey übernimmt die Kontrolle und bewegt sich dahin, wo es zwar gut passt, aber nicht immer gut aussieht. Ich möchte lieber Kleidung tragen, über die ich die Kontrolle habe. Dann muß ich allerdings dafür sorgen, dass diese mir wirklich gut und nicht nur einigermaßen passt. Sie soll so geschnitten sein, das damit Bewegungen auch möglich sind, wenn es sich nicht um ein dehnbares Material handelt. Dafür brauche ich Kenntnisse darüber, wie ich ein Schnittmuster kontrollieren und anpassen kann, um auch in weniger elastischen Stoffen Bequemlichkeit zu fühlen und Bewegungsfreiheit zu haben.
Oft höre ich auch, dass ein Kleidungsstück dann besonders gut passt, wenn es auch vorteilhaft ist. Es soll schöner machen, in dem es das kaschiert, was nicht gezeigt werden soll. Ein bisschen zusätzliche Weite, die ungeliebte Körperstellen überspielt, statt sie in das Blickfeld zu rücken. Das ist der Übergung von dem Argument der Bequemlichkeit hin zu dem Argument der Balance, auf die ich gleich komme: von “ich fühle mich gut” zu “es sieht gut aus”.
Balance als ein weiterer Aspekt der guten Passform
Es geht nicht nur darum, sich gut in einem Kleidungsstück zu fühlen. Es soll auch von außen, in den Augen der anderen, gut aussehen. Das tut es, wenn es stimmig ist, wenn es zu dem Menschen und seiner Figur passt, wenn es harmonisch fällt und in Balance” ist. Man sieht eher, “wenn etwas nicht stimmt”, doch es ist gar nicht so leicht genau zu beschreiben, was genau ein Kleidungsstück “stimmig” macht.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was mit “dieser Balance” gemeint ist, erschien es mir doch wie ein “Geheimnis der Schneiderzunft”, das nur mit ganz viel Berufserfahrung zu verstehen ist. Doch je mehr Menschen ich befragt und je mehr ich über Schnittkonstruktion und -Anpassung lernte, um so klarer verstand ich die einfache Regel: ein Kleidungsstück ist in Balance, wenn all Linien, die senkrecht verlaufen sollen auch wirklich senkrecht sind und wenn alle Linien, die waagerecht verlaufen sollen auch wirklich waagerecht sind.
Was ist eine gute Passform?
So einfach ausgedrückt ist es ganz logisch und auch ganz einfach, daraus den Schluß für eine perfekte Passform zu ziehen. Um diesen optimalen Verlauf der “Linien” zu erzielen, (die meist nichts anderes als Nähte oder Knopfleisten etc. sind) braucht ein Kleidungsstück einfach nur an den relevanten Stellen genau die richtige Weite. Ist nicht genügend Weite vorhanden, dann rutscht das Kleidungsstück sich so zurecht, dass es irgendwie passt. Wenn Länge fehlt, ist die “richtige Breite” vermutlich vorhanden, aber möglicherweise nicht an der richtigen Stelle.
Ein Schnittmuster anzupassen ist somit nichts anders, als für die richtige Weite und Länge eines Kleidungsstückes an den relevanten Stellen zu sorgen. Dann wird das Kleidungsstück gut passen, dort bleiben und wo es sein soll. Es fühlt sich gut an und sieht gut aus. Nichts zwickt und zwackt und alle Linien verlaufen genau so, wie sie verlaufen sollen. Das Kleidungsstück hat ausreichend Bewegungsfreiheit und ist in Balance.
Schule deinen Blick für die Geheimnisse der Passform
Um Schnittanpassung zu lernen, mußt du einen Blick für Passform entwickeln. Beobachte die Menschen und ihre Kleidung um dich herum. Früher oder später wirst du diesen starren Blick, der Kleidung mustert auch wieder verlieren und den Menschen wieder in die Augen schauen. Bis dahin hast du eine Menge über über gute und schlechte Passform von Kleidungsstücken gelernt.
Auch Horst von nebenan sieht in einem gut passenden Anzug überraschend gut aus!
Auch für unseren Körper müssen wir genau hinschaue und unseren Blick schärfen, um herauszufinden, was die Kriterien für eine gute Passform unserer Kleidungsstücke sind. Wir müssen unseren Körper kennen, ihn sehen und annehmen wie er ist. Manchmal haben wir noch gar nicht realisiert, dass er sich möglicherweise verändert hat, dass er anders ist als früher, denn unser Körper verändert sich immer wieder im Laufe des Lebens. Mit diesen Veränderungen weichen wir immer stärker von der vermeintlichen Norm, von dem Ideal der Jugendlichkeit ab. Das ist einfach so und doch kein Grund zum Weinen, denn du kannst nähen!
Wir nähen genau für diesen Körper, den wir jetzt haben. Die gute Nachricht ist: jeder Mensch sieht gut aus, wenn er oder sie Kleidung trägt, die gut passt. Wir brauchen nicht auf einen besseren Körper zu hoffen, sondern wir investeren etwas Zeit und Gehirschmalz, um Schnittanpassung zu lernen. Dann ist es eigentlich egal, wie unser Körper aussieht, denn ein gut gekleideter Körper sieht gut aus. Denk an Männer, die erstaunlich gut in gut sitzenden Anzügen aussuehen. Das kannst du auch! Denke an ältere Damen in schicken Kostümchen und denke an die Queen. Du mußt einfach nur darauf achten, dass die Passform stimmt, das alles wagerecht ist, was waagerecht sein soll, dass alles senkrecht ist, was senkrecht sein soll und das überall genügend Weite und Länge ist.
Die gute Nachrict ist. Du kannst es lernen. Alles was du machst, kann nur besser werden, wenn du deine Maße berücksichtigst. Sonst ist es ein Glückspiel. Wenn du deine Maße berücksichtist, wenn du dafür sorgst, dass das Kleidungsstück überall genügend Weite und Länge hat, dann sorgst du für eine gute Passform. Du nähst ein Kleidungsstück, das bequem ist, das gut für dich ist, das du gar nicht mehr spürst, das sich prima anfühlt. Wenn dann alles auch noch schön senkrecht und waagerecht, sprich in Balance ist, dann sieht es auch noch gut aus. Vielleicht sieht es dann sogar so gut aus, dass es sich nicht nur perfekt für dich anfühlt, sondern dass es auch von den anderen gar nicht mehr wahrgenommen wird, weil es so stimmig ist. Dann können sie sich darauf konzentrieren, zuzuhören, was du zu sagen hast, weil sie nicht von schlecht sitzender Kleidung abgelenkt werden. Das wäre auch nicht das Schlechteste, oder?
Schnittmuster anzupassen ist nichts anders als dafür zu sorgen, dass ein Kleidungsstück genügend Länge und Weit hat, damit ein Kleidungsstück in Balance ist und dir Bewegungsfeiheit erlaubt. Das klingt logisch und gut, oder?. Möchtest du das lernen. Ich zeige dir gerne wie. Melde dich einfach bis zum 30.1.2019 um 22 Uhr zu meinem Onlinekurs “Schnittanpassung” an. Weiter Angebote, um Schnittanpassung von mir zu lernen, findest du auf akademie.crafteln.de.
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