Durch einen Tweet der Kaltmamsell vom Blog Vorspeisenplatte auf twitter, ist mir klar geworden, was mich an diesen Nähgruppen bei Facebook so stört. Die Kommunikation dort fördert allzuoft den schleichenden Gehirntod.

“Ich bleibe dabei: Wenn’s eine verblödende Technik gibt, dann das Telefon. Weil die Leute einfach irgendwo anrufen, statt selbst nachzudenken und zu recherchieren.” Kaltmamsell

Früher™ haben wir uns einfach selbst was ausgedacht oder in Nähblogs gestöbert. Wir haben lustvoll Gehirnschmalz und Zeit investiert und nannten das Kreativität oder kreativen Austausch. Heute lassen wir uns bedienen. Da zeigt Eine einen Stoff, ein Foto, eines in einem Schaufenster gesehenen Kleides und fordert die Menschen auf “Zeigt mir, was ihr daraus gemacht habt, oder wo es das passende Schnittmuster dazu gibt.” Oder noch schlimmer, es wird ein Schnittmuster genannt oder gezeigt und gefragt, ob es das Gleiche nicht auch noch “for free” gäbe.

Und es funktioniert! Unter solchen Posts finden sich haufenweise Antworten. Frau könnte denken, dass der Mensch doch an sich gut ist und es ein Zeichen Hilfsbereitschaft ist, die die vielen Antworten hervorbringt. Ein Schelm ist wer vermutet, dass einfach jede Gelegenheit genutzt wird, ein Bild von sich selbst und dem eigenen Werk zu zeigen, um dafür ein paar Herzchen zu kassieren, die ähnlich, wie in Kämpfen in Computerspielen dazu zu dienen, uns am Leben zu erhalten.

Ich habe ja gar nichts gegen Hilfsbereitschaft. Im Gegenteil. Die Welt wäre sehr viel schöner, würden wir uns immerzu liebevoll unter die Arme greifen. Aber ich habe etwas dagegen, dass statt einfach mal nachzuschauen, statt sich ein kleines bisschen Mühe zu geben, Dinge selbst zu denken oder zu recherchieren, einfach gefragt wird.

Früher™, da gab es noch viel mehr dieser Nähblogs. Diese verrückten kleinen – aber gut vernetzten Orte – der Inspiration und des Austauschs. Ach, das waren noch schöne Zeiten. Ich muß mir selbst an die Nase fassen weil auch ich nicht mehr nähblogge. Ja, ich hatte mal einen Nähblog und das, was ich hier in meinen Blog schreibe ist doch irgendwie anders. Die Welt ändert sich und auch ich habe mich natürlich verändert. Das ist alles mehr gut, als zu betrauern. Trotzdem wäre schon auch irgendwie schön, wieder mehr wie früher zu bloggen und weniger faul das Internet zu konsumieren. Ich schreibe heute diesen Text, weil ich mir ein bisschen frei genommen habe, damit mein frei gewähltes Hamsterrad mich nicht auffrist. Und schau an: auf einmal blogge ich und das auch noch freiwillig.

 

Ja, ja, die 365 Tipps gehen auch irgendwann weiter. Das ist ja auch ein guter Plan. Aber diesen Text habe ich viel lieber geschrieben.