Schnittmuster anzupassen ist nicht schwer, vor allen Dingen nicht, wenn es sich um so ein unkompliziertes Kleidungsstück handelt, wie das Ninjakleid oder das Ninjashirt.
Wähle die richtige Größe
Schnittanpassung beginnt bei mir schon mit der Größenwahl, denn wenn ich genau die Größe wähle, bei der ich am Schluß am wenigsten anzupassen habe, dann habe ich weniger Arbeit. Deswegen schaue ich bei einem Schnittmuster genau, was es an beschreibenden Informationen gibt. Ich starte mit der Maßtabelle bwz. den Maßtabellen, denn bei unseren Schnittmustern gibt es sowohl eine Körpermaßtabelle als auch eine Fertigmaßtabelle.
Die Differenz der Werte in beiden Tabellen zeigt dir, wieviel Mehrweite, wie viel Zugabe in einem Kleidungsstück steckt, insofern hilft dir die Fertigmaßtabelle bei Zweifelsfällen und sie verrät dir, wie eng oder leger ein Kleidungsstück an den jeweiligen Körperstellen sitzen soll.
Das Ninja wird aus einem elastischen Stoff genäht. Das bedeutet auf der einen Seite, dass Passformmängel weniger auffallen, als bei einem nicht dehnbaren Stoff. Auf der anderen Seite besteht aber bei elastischen Stoffen die Gefahr, dass bei eher engen Kleidungsstücken “jedes Röllchen” sichtbar ist. Bevor ich die Größe auswähle, überlege ich, welchen Stoff ich vernähen will und wie die Materialeigenschaften den Look bestimmen. Ich überlege, ob die Wahl meines Stoffes Auswirkungen auf die richtige Größe für mich haben. Beim Ninja ist das Risiko aber gering. Ich würde sagen, das funktioniert mit den meisten Jerseys, aber auch aus Sweat oder Jaquart (siehe Beitrag Stoffempfehlung für das Ninjakleid).
Oberteile und Kleider werden nach dem Brustumfang ausgewählt. Hast du eine Körbchengröße größer als C, dann wählst du die Größe normalerweise nach dem Oberbrustumfang und fügst anschließend mit einer FBA Platz für die Brust ein (Wie das geht, das zeige ich dir gerne, entweder im nächsten FBA-Kurs – Termine über den Newsletter – oder in einer Einzelberatung). Beim Ninjashirt ist das aber nicht wirklich nötig, denn es ist für elastische Stoffe vorgesehen und es hat genügend Weite im Brustbereich durch den Brustabnäher und den Wasserfallausschnitt – die Schulterbreite kann auch am halb fertigen Kleidungsstück noch mit dem Schulterabnäher angepasst werden. Wähle die Größe also einfach nach dem Brustumfang.
Kontrolliere das Schnittmuster vor dem Zuschnitt
Bei jedem Nähprojekt rate ich dir, im Vorfeld das Schnittmuster zu kontrollieren. Kurz gefasst machst du das folgendermaßen: du markierst in den Schnittteilen (Vorderteil und Rückteil) die Lage deiner relevanten Stellen (Brust, Taille und Hüfte). Diese findest du durch die senkrechten Maße (Brusttiefe, vordere Länge, Rückenlänge und Hüfttiefe) und kontrollierst an diesen relevanten Stellen, ob das Schnittmuster genügend Weite für dich hat. Falls du genauer wissen willst, wie das geht, kannst du das z.B. in meinem Buch “Passt perfekt” nachlesen, in dem ich dir Schnittanpassungen zeige.
Ein Schnittmuster mit Raglanärmeln kontrollieren und anpassen
Die Brusttiefe und die vordere Länge wird von der Schulter aus gemessen. Doch wo ist die Schulter im Raglanschnitt? Das Ninja macht es dir mit seinen Schulterabnähern ganz leicht. Lege einen Ärmel an das Vorderteil und knicke ihn am Schulterabnäher. So kannst du die vordere Länge und die Brusttiefe kontrollieren.
Vergiss auch die Gesamtlänge nicht. Wenn du eher groß bist, dann solltest du möglicherweise etwas Länge zugeben, bist du klein, kannst du vielleicht Stoff sparen. Am einfachsten misst du die Länge, wenn du von der Taille nach unten misst.
Gegebenenfalls Brustabnäher und Taillenrundung verlegen
Bein Ninjashirt und Ninjakleid solltest du insbesondere darauf achten, dass der Brustabnäher und die Taillenrundung auf der richtigen Höhe sitzen. Gegebenenfalls mußt du den Brustabnäher nach unten oder nach oben verlegen. Am einfachsten geht das, in dem du einfach die Abnäherspitze nach unten verlegst und diese dann mit den beiden Punkten auf der Seitennaht verbindest.
Die Taillenrundung kannst du einfach mit kurzen Strichen neu einzeichnen. Das geht freihändig, du brauchst dafür kein Kurvenlineal.
Heftnähte und Finetuning
Nähst du das Ninja zum ersten Mal und du willst es besonders gut machen, dann rate ich dir, es nicht sofort mit der Overlock zusammen zu tackern, sondern die Naht an der hinteren Mitte und die Seitennähte zunächst zu heften. Das kannst du machen, in dem du die Nähte mit der Nähmaschine mit einem großen Stich nähst, ohne zu verriegeln (an die Jerseynadel denken!)
Viele Frauen “stellen die Rückennaht noch etwas ein”. Das Ninja hat eine Naht an der hinteren Mitte, um eine leichte Hohlkreuzkorrektur vorzunehmen und das Kleid oder Shirt schön zu taillieren. Wenn dir das Ninja also im Taillenbereich zu weit ist, dann nimm Weite nicht nur an den Seitennähten weg, sondern auch – falls nötig – an der hinteren Mitte. Gerade etwas rundere Frauen, brauchen die Weite oft im Vorderteil, können aber eine schönere Silhouette erzeugen, wenn im Rücken Weite weggenommen wird. Der Reiz des Ninjas liegt vor allem in der taillierten Silhouette. Trau dich mal und versuche, wie dir ein taillierter Hoodie bzw. ein tailliertes Hoodiekleid steht und gefällt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es vorteilhafter ist, als ein geradesgeschnittener Pulli.
Vielleicht brauchst du auch noch am Schulterbereich etwas Finetuning. Ich nähe zum Beispiel die Schulterabnäher einen Tick länger, als im Schnittmuster vorgesehen, das sieht bei mir besser aus und geht ganz einfach.
Lust, auf eine “Jogginghose fürs Büro”?
Das Ninjakleid hat mich auch überrascht, als ich es das erste Mal für mich nähte, denn ich bin ganz und gar keine Hoodiemaus. Im Gegenteil: ich schloß Kleidungsstücke mit Kapuzen aus Freizeitstoffen kategorisch für mich aus. Mit dem Ninjakleid wurde ich eines Besseren belehrt, denn es sieht irgendwie gar nicht aus, wie ein klassicher Hoodie. Das kommt natürlich auf die Stoffwahl an und damit sind wir wieder bei Blogbeitrag 2 meiner kleinen Ninja-Serie.
Hier findest du noch mal Beitrag 1 “Das Ninjakleid, die Joggingshose fürs Büro” und Beitrag 2 “Stoffe für das Ninjakleid” meiner kleinen Blogserie.
Und das Schnittmuster für das Ninjakleid oder Ninjashirt bekommst du hier.
Hast du schon ein Ninja genäht? Dann freue ich mich, wenn du uns ein Foto in der Crafteln | Schnittmuster | anpassen – Facebookgruppe zeigst oder deinen Blogbeitrag hier in den Kommentaren verlinkst.
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