Ich war nahe daran, aufzugeben in den letzten Wochen. Arbeiten im Homeoffice und gleichzeitiges Homeschooling in der Corona-Krise, haben mir eine Menge abverlangt. Oft war es eher ein Versuch zu arbeiten, als wirklich zu arbeiten. Ich zog mit meinem Notebook durch die Wohnung, auf der Suche nach einem Arbeitsplatz und etwas Ruhe und mußte doch immer wieder unterbrechen, um Mittagessen zu kochen, Englischaufgaben zu erklären oder einen Streit zu schlichten. Morgens um 9 Uhr begann die Arbeit und abends um 19 Uhr fragte ich mich, was ich überhaupt geschafft hatte. Ich senkte meine Ansprüche an mich und war froh, wenn ich es schaffte, wenigstens eine Aufgabe pro Tag zu erledigen. Ich war froh, es irgendwie auf die Reihe zu bekommen, den Podcast und den Newsletter kontinuierlich zu liefern.

 

Es ist ein Marathon und kein Sprint

Verkaufen, im Sinne von raus in die Welt zu gehen, mich zu zeigen, etwas zu erklären, Menschen zu begeistern, war mir unmöglich. Nicht nur fehlte mir die Energie, die Konzentration und der Glaube daran, dass alles wieder gut werden wird, ich hatte auch ein schlechtes Gefühl dabei nicht lebensnotwendige Produkte anzubieten. In den ersten Wochen von Covid-19 las ich überall davon, dass die Menschen jetzt angeblich so viel Zeit haben, weil sie nicht mehr aus dem Haus können – mein Leben fühlte sich ganz anders an. Statt zu viel Zeit, hatte ich viel weniger Zeit als vorher. Meine Aufgaben brauchten viel länger, um sie zu erledigen und mit dem Wegfall von Schule, Freund*innen und Mittagessen hatte ich als Mutter noch ein paar zusätzliche Aufgaben. Wenn es meinen Kundinnen ganz ähnlich geht wie mir – was wollen sie denn zur Zeit mit Onlinekursen? Das mein geplantes Curvy-Buch vom Verlag von Monat zu Monat verschoben wurde, lähmte mich dann vollends.

Irgendwann verstand ich, dass das so so schnell nicht mehr weggehen würde. Es ist wenig sinnvoll, sich zu verkriechen, wenn es sich um den Klimawandel handelt und nicht um einen kurzen Gewitterregen. Ich verstand, dass die Corona-Krise ein Marathon und kein Sprint ist – das musste ich erst einmal verdauen.

 

Backlash für uns Frauen – die große Gefahr in der Corona-Krise

Dann erkannte ich, dass ich nicht aufgeben darf! Es ist kein Gesetz, dass Mütter alles aufgeben müssen, was sie sich aufgebaut haben, nur weil um sie herum alles zusammenbricht. Nur, weil keine Schule stattfindet, heißt das noch nicht automatisch, dass ich alles stehen und liegen lassen muß, um einzuspringen. Wenn wir nicht aufpassen, dann wird diese Corona-Krise zur Frauenkrise.

Es kann doch nicht sein, dass Frauen ihren Job, ihre Selbständigkeit, ihr Leben aufgeben, die Männer einfach so weitermachen, wie zuvor und der Staat lieber eine Auto-Prämie beschließt, als sich um die Familien zu kümmern.

Ich verstand, dass es ein strukturelles Problem ist. Das gab mir Kraft, mit meiner Familie auszuhandeln, dass ich wenigstens 3x die Woche ins Büro gehen kann um damit weiter zu machen, woran ich schon lange hart arbeite. Anfang des Jahres dachte ich “Ja, 2020 wird mein Jahr: ich expandiere, baue mein Team auf und melde crafteln als Marke an” – damals konnte ich natürlich nicht ahnen, was mit Covid-19 auf uns zukommt und wie sehr mich das zurückwerfen würde in eine Rolle der Mutter aus den 50er Jahren.

 

Im Büro kam die Energie zurück

Während der vergangenen 8 Wochen im Homeoffice hatte ich immer wieder darüber nachgedacht, mein Büro aufzugeben. Es ist ein großer Kostenfaktor – insbesondere dann, wenn ich es nicht nutze. Irgendwann wurde mir klar, dass es an mir lag, dass ich es nicht nutze. Es ist ist nicht gefährlich dort zu arbeiten: ich fahre mit dem Auto dorthin, es ist möglich, mit den Kolleg*innen großen Abstand zu halten, weil unser Büro so schön groß ist und die Familie überlebt das auch, wenn ich mal nicht da bin.

Als ich das erste Mal nach Wochen wieder im Büro war, war ich so glücklich. Ich saß an meinem Schreibtisch und auf einmal war die Energie wieder da. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch! Kaum saß ich auf meinem Stuhl, hatte ich eine Idee, die uns den Sommer über beschäftigen wird. Als ich sie meiner Mitarbeiterin erzählte, war sie sofort Feuer und Flamme, denn das, was wir vorhaben ist nicht trotz Corona sondern für die Menschen in Zeiten von Corona. Noch ist es nicht ganz spruchreif, aber haltet euch im Juli/August noch ein bisschen Zeit für uns frei. Wir planen eine schöne Sache für alle, die nicht in Urlaub fahren können, mit ganz viel Liebe, Freude und Sonnenschein.

 

Der Sommer wird aufregend!

Kaum war die Idee vom crafteln Sommerfestival geboren (ups, jetzt habe ich es doch verraten 🙂 ) merkte ich, wie noch viel mehr Ideen im Hinterkopf schlummerten und bearbeitet werden sollten. Auf einmal löste sich ein Problem, über das ich ein Jahr lang nachgedacht hatte.

Wie das mit guten Ideen so ist, machen sie natürlich dann erst mal viel Arbeit, deswegen kann ich davon auch noch nicht erzählen. Aber es fühlt sich jetzt alles so richtig und so schlüssig an. Es passt, dass gerade jetzt die Nachricht kam, dass meine Markenanmeldung für crafteln durch ist. Es gab keine Widersprüche. Also bin ich jetzt the one and only crafteln und ich bin ganz sicher, dass es weiter geht und dass es gut wird. Das curvy-Buch ist ist nun im Druck und wird in der dritten Juni-Woche ausgeliefert. Die “schlappe Zeit” ist vorbei. jetzt geht es wieder richtig los. Also bleibt dran – ganz mehr verrate ich mehr von dem, was im Laufe der nächsten Wochen das Licht der Welt erblicken wird. Ich freue mich schon wie Bolle darauf.