Eine Kimonobluse oder ein Kimonokleid näht sich nicht mal eben so. Im Vergleich zu einem Shirt ist da richtig viel zu tun. Aber ich finde, der Aufwand lohnt sich. Weil ich so begeistert von meiner neuen Kimonobluse bin, lade ich dich dazu ein, mir in einer kleinen Blogserie, die mit diesem Beitrag beginnt, beim Anpassen und Nähen über die Schulter zu schauen. 

Im Januar habe ich auf dem Nähwochenende in Bielefeld begonnen meine Kimonobluse zu nähen und jetzt ist sie endlich fertig. Zugeschnitten hatte ich sie schon vorher, denn der große Konferenztisch im Büro erleichtert den Zuschnitt ungemein. Insbesondere das Kragenteil/mittlere Vorderteil ist echt lang und muß besonders sorgfältig zugeschnitten werden.

Bei der Kimonobluse oder dem Kimonokleid wird der Kragen bzw. das mittlere Vorderteil an dem der Kragen hängt, in einem Stück zugeschnitten. Natürlich könntest du auch an der hinteren Mitte eine Naht machen, aber dann wäre es eben nicht das Original. Um dir den Zuschnitt zu erleichtern, kannst du das Schnittteil an der hinteren Mitte falten und deine Stoff so legen, dass dort ein Bruch ist. Schon brauchst du nur einen halb so langen Tisch für den Zuschnitt.

Das Kimonokleid im Brustbereich anpassen

Schon für frühere Versionen des Kimonokleides hatte ich das Vorderteil für mich angepasst. Da mein Brustpunkt ein kleines bisschen tiefer liegt, als im Schnittmuster vorgegeben, verlegte ich die Brustrundung etwas nach unten und gebe auch noch etwas Weite zu. Natürlich könnte ich das mit einer “richtigen FBA” machen, also das Schnittmuster aufschneiden und auseinander ziehen, aber bei einem Design mit Teilungsnähten ziehe ich – wenn nur eine kleine Änderung gemacht werden muß, weil das Schnittmuster schon fast perfekt passt – eine pragmatisches Verfahren vor, das ich “Schummel-FBA” nenne.

Woher ich weiß, das mein Brustpunkt tiefer ist, als im Schnittmuster vorgesehen? Nun, ich kenne meine Brusttiefe, die von der Schulter bis zur stärksten Stelle der Brust (BP) gemessen wird. Im Schnittmuster finde ich den Brustpunkt (BP) im mittleren Vorderteil von der Schulter gemessen. Er liegt zwischen den beiden Passzeichen die ich unten in der Grafik B und C genannt habe. Vielleicht fällt es dir leichter, ihn zu finden, wenn du das mittlere Vorderteil an der hinteren Mitte faltest, so dass vor dir nur ein halbes Schnittteil liegt und das kleine Seitenteil daneben legst. So erkennst du leicht, wo der Brustpunkt liegen muß, denn zwischen den Passzeichen B und C ist der Platz für die stärksten Stelle der Brust vorgesehen. Nun kannst du  im Schnittmuster die Brusttiefe genauso ausmessen wie an dir und prüfen, ob die Brustwölbung des Seitenteils für dich an der richtigen Stelle ist.

Im Brustbereich Weite zugeben und den Brustpunkt verlegen

Für mehr Brust muß hauptsächlich das Seitenteil verändert werden. Abgesehen von etwas mehr Länge, die später noch zugegeben wird, passiert im mittleren Vorderteil erst einmal nichts. Das erstaunt dich? Nun, würdest du die zusätzliche Weite im mittleren Vorderteil zugeben, dann würden deine senkrechten Teilungsnähte in Richtung Seitennaht rutschen und nicht mehr schön über der Brust verlaufen. Das will ich natürlich nicht. Deswegen bekommt nur das Seitenteil mehr Weite.

Und woher weiß ich, wieviel Mehrweite ich im Brustbereich brauche? Ich messe dafür meinen vorderen Brustumfang von Seitennaht zu Seitennaht und teile diesen Wert durch zwei, da ich die Änderung nur am halben Vorderteil mache. Dann messe ich im Schnittmuster die Breite auf der Höhe der Brustwölbung im oberen Vorderteil und im Mittelteil bis zur vorderen Mitte. Aber vorsichtig: achte darauf, dass die Knopfleiste später eingeschlagen wird, die darfst du natürlich nicht mit messen!

So habe ich den Brustpunkt (BP) nach unten verlegt und das Vorderteil an der Brust verbreitert.

Auf dem Bild siehst du meine “Schummel-FBA”. Ich zeichne am Seitenteil eine neue Rundung für die Brust: etwas weiter und mit “der Beule” etwas weiter unten. Dann übertrage ich die Passzeichen auf die neue Linie.

Mehr Weite im Seitenteil und mehr Länge im Mittteil

Bei zusätzlich eingefügter Weite für eine größere Brust, muß der Stoff einen längeren Weg über die Brust nehmen, deswegen muß natürlich auch das Mittelteil verlängert werden. Also messe ich die Nahtlinie an der Rundung (von A, über B und C bis D) einmal an der alten Strecke und dann an der neuen Strecke aus, um zu sehen, um wieviel ich auch das mittlere Vorderteil verlängern muß, damit die Teile anschließend zusammen passen. Das Mittelteil verlängere ich, in dem ich es im rechten Winkel zur vorderen Mitte zwischen den Passzeichen B und C aufschneide und auseinander ziehe. Die Knopflochmarkierungen irritieren mich nicht, denn die Kopflöcher mache ich später sowieso wo ich will und nicht wo sie im Schnittmuster eingezeichnet sind.

Ganz wichtig bei solchen Änderungen. Vergiss die Passzeichen nicht! Das gerundete Brustteil an das Vorderteil nähen ist gar nicht so einfach und frau muß dabei sehr darauf achten, das Seitenteil nicht zu dehnen, was leicht aufgrund des schrägen Fadenlaufes passieren kann. Da helfen nur viele Stecknadeln und etwas Geduld. Ich versäubere diese Naht auch nur in der Nähe des Armloches (also bis kurz vor Punkt B), weil ich den Brustbereich wenn bereits die Ärmel im Kleid oder der Bluse eingesetzt sind noch ein Anpassungs-Finetuning spendiere.

Damit dieser Blogbeitrag keine unendliche Geschichte wird, habe ich ihn in eine kleine Blog-Serie aufgeteilt. Im nächsten Blogbeitrag berichte ich, wie ich die Kimonobluse genäht habe. Besonders spannend wird es bei Schultern und Kragen. Stay tuned!

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