Vergangenes Wochenende war ich auf der Handarbeitsmesse, der h+h in Köln. Eigentlich ist die h+h eine Händlerinnenmesse, das heißt, die Produzentinnen und Großhändllerinnen von Material und Werkzeug zeigen ihr Produktsortiment und die Material-Einzelhändlerinnen kaufen dort ein. Aber natürlich ist so eine Messe noch viel mehr. Die h+h ist ein Branchentreffpunkt und somit ein “place to be” für alle, die irgendetwas professionell mit dem Thema Handarbeiten unternehmen. Da mußte ich also auch hin. Dieses Jahr war es mein zweiter Besuch dort.
Letztes Jahr mußte ich überall schauen und anfassen, weil ich einfach so fasziniert von dem Angebot an Wolle, Stoff, Kurzwaren, Nähmaschinen und und und war. Dieses Mal war das glücklicherweise nicht mehr so, denn vieles kannte ich vom Vorjahr, so dass ich nicht mehr ganz so viel staunte und viel mehr Zeit hatte, mich auf die Menschen auf der Messe zu konzentrieren. Ich war sowieso nicht in Einkäuferinnen-Mission unterwegs. Mit meinem kleinen aber feinen Stoff– und Kurzwarensortiment hier im Schnittmusterkiosk und den entsprechenden Lieferantinnen bin ich zufrieden. Ich hatte gar kein Bedürfnis nach Neuheiten Ausschau zu halten.
Einen besonderen Augenmerk wollte ich bei meinem Messebesuch darauf richten, wie sich Independent-Schnittmusterverlag auf der Messe präsentieren. Mit “Independent” meine ich, dass eben kein großer Konzern hinter dem Verlag steht, der ganze Betrieb nur von wenigen Personen arbeitsmäßig aber auch finanziell gestemmt wird und ein Motiv leitend ist, etwas zu bewegen, die Welt mit den eigenen Produkten zu bereichern. Mich interessierte wie die, die schon ein paar Jahre länger im Geschäft sind, sich auf der Messe zeigen und war sehr erstaunt darüber, nur Lillesol und Pelle sowie ki-ba-doo zu entdecken. Wo sind die ganzen anderen?
Wenn ich Schnittmuster google, dann komme ich zu unzähligen Anbieterinnen? Läuft das alles nur vom sprichwörtlichen Küchentisch zuhause über die digitale Verkaufstheke als E-Book? Mir ist schon klar, dass so ein Messestand viel Geld, Zeit und Kraft kostet, denn ich komme aus einem Familienunternehmen und das Thema Messe ist mir sehr vertraut. Ich staunte trotzdem, wie wenig die Schnittmusterbranche auf der Messe sichtbar war. Wieder fragte ich mich, warum wir Independent-Verlage uns nicht einfach zusammen tun. Es müsste doch hinreichend Unterschiede zwischen unseren Angeboten geben, so dass jede ihre Zielgruppe findet. Wie fruchtbar wäre es, gemeinsam den großen nächsten Schritt zu gehen um sichtbarere zu werden und noch mehr Menschen zu erreichen!
Glücklicherweise bin ich ja bereits gut vernetzt mit Kolleginnen, die genauso wie ich von einer Mission erfüllt sind und ihren Weg Schritt für Schritt gehen. Es war toll, Elle Puls und Pepelinchen sowie Frau Nahtzugabe und die Komplizin zu treffen, sich die Zeit zu nehmen, in Mitten des hektischen Messetrubels sich hinzusetzen und konzentriert die Beobachtungen auf der Messe auszutauschen, Strategien zu besprechen und sich wertvolles Feedback zu geben. Ganz zu schweigen von den neuen Ideen und #geheimgeheim Sachen, die ich an dieser Stelle noch nicht ausplaudern möchte. Gemeinsam sind wir stark. Daran glaube ich ganz fest.
Auf der Messe habe ich natürlich auch meine Kooperationspartnerinnen getroffen. Zum Beispiel bestaunte ich die neue Overlockmaschine mit Lufteinfädelung, die elna im Herbst auf den Markt bringen wird. Ein schickes Ding! Aber richtige Herzklopfen bekam ich vom elna Lotus Jubiläumsmodell. Ein Traum in weiß rot! Wenn ich es schaffe, mir etwas mehr Freizeit freizuschaufeln und endlich mal wieder regelmäßig an Nähkränzchen teilzunehmen, dann will ich unbedingt so eine Lotus als Zweit-Nähmaschine haben. Das nächste Ding, das ich bestaunte, war lustigerweise auch rot-weiß: das neue Magazin von Lillestoff. Ich finde es immer großartig, wenn mutig ein Schritt weiter gegangen und etwas Neues ausprobiert wird und bin gespannt, wie sich das entwickelt.
Nicht zuletzt war ich natürlich auch bei EMF, der Verlag, der im Oktober mein neues Buch herausbringen wird. Ich streichelte die Neuerscheinungen und malte mir aus, wie mein Buch daneben liegen wird. Und dann kam der große Moment, als meine Lektorin mir den ersten Entwurf für den Buchumschlag zeigte! Wir besprachen noch einige Details und es fühlte sich einfach großartig an, das wir unsere Kompetenzen zusammen werfen und am gleichen Strang ziehen. Das wird ein tolles Buch – ich kann es kaum erwarten!
Die bezauberndste meiner bezaubernden Assistentinnen Frau Masulzke begleitete mich über die Messe und unterstützte mich, wo sie nur konnte, zum Beispiel, in dem sie die ganzen Fotos machte. Aber was ich noch viel wertvoller finde: Frau Masulzke hat noch keinen verstellten Profi-Blick, sondern schaut mit den Augen einer Kundin. Das ist so wertvoll für mich, an ihrem Blick auf die Messe teilhaben zu können! Aber leider habe ich kein Foto für dich. Vor lauter Trubel haben wir vergessen, ein Foto von uns beiden zu machen.
Der Abschluss meines Messebesuchs war das Bloggerinnentreffen bei der Initiative Handarbeit. Zunächst war ich unsicher, ob das überhaupt eine Veranstaltung für mich wäre, bin ich nicht mittlerweile ein merkwürdiges Hybrid aus Bloggerin und Unternehmerin? Pass ich in diesem Übergangsstatus auf so ein Treffen? Ich wurde beruhigt und herzlich willkommen geheißen, denn was ist schon eine “richtige Bloggerin”? Ich fand den Branchenüberblick, den wir als Vortrag hörten, sehr spannend, mein Highlight daraus: Erwachsenenkleidung für sich selbst zu nähen, ist alles andere als ungewöhnlich. Anscheinend reißt der DIY-Trend nicht ab, sondern bleibt stabil auf einem hohen Niveau. Das ist doch schön! Dann kann ich ja auch nächstes Jahr wieder zur h+h.
Eine Idee habe ich warum “nur” 2 Independent Schnittmusterersteller da waren. Ich kenne nur wenige andere Ersteller, die ein solch großes Portfolio an Schnitten haben. Mir fallen noch 2-3- andere ein. Alle anderen haben doch meist maximal 10 verschiedene Schnitte und lohnt sich da der Aufwand eines Messeauftrittes? Und welches Nutzen hat es für Ersteller, die nur EBooks anbieten, sich Einzelhändlern zu präsentieren? Da wird ja direkt an den Kunden verkauft und der kommt nicht unbedingt zur h+h. Ein Gemeinschaftsstand, wie es auf anderen messen manchmal gibt, kann da eine Variante sein.
LG Anja
Hallo Anja,
das dachte ich mir auch, dass es für digitale Schnittmuster wenig sinnvoll ist, auf einer Händlerinnenmesse sich zu zeigen. Es gibt sicherlich ganz viele Gründe, warum frau sich gegen die Teilnahme an der Messe entscheidet bzw. noch nicht mal darüber nachdenkt. Aber genau dieses Nachdenken wollte ich ins Rollen bringen, weil ich schon glaube, dass das Internet zwar ein toller Ort ist, aber dass es trotzdem absolut wichtig ist, sich über Beziehungen aller Art “in echt” Gedanken zu machen.
Viele Grüße
Meike
Als Schnittmustererstellerin hatte ich auch schon über eine Messe nachgedacht, aber für mich wäre eine Veranstaltung die sich an die Endverbraucherin richtet viel sinnvoller.
Auch um mit meinen Kundinnen ins Gespräch zu kommen wäre mir das wichtig gewesen.
Die H+H ist da eher uninteressant.
ABER: Der Aufwand!
Und schlussends fühle mich in meiner Roille als Hybrid (das hast du schön geschrieben) aus Bloggerin, Designerin und Materialhändlerin sehr wohl. Im Kleinen.
Da will ich gar nichts verändern. 🙂
Liebe Frau Machwerke,
aber du bist doch gar nicht klein! Danke für deinen Kommentar, das erdet mich wieder ein bisschen. Ich habe zwar nicht vor, einen Konzern aus crafteln zu machen, aber ich frage mich natürlich schon, wohin die Reise geht. Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen, das weiß ich, aber es kribbelt mich doch in den Fingern, denn Online-Sichtbarkeit ist schön, aber wie du ganz richtig sagst, der Dialog mit denen, die nicht online sind der sich online nicht trauen, ist wahnsinnig spannend.
Viele Grüße
Meike