Ich stöberte gerade durch meinen Instagramfeed und da fand ich dieses Foto, was ganz herrlich zum heutigen 1. Dezember passt. Es zeigt meine 24 Beiträge zu dem DIY-Adventskalender #24kleineFreuden, den Frau Masulzke und Frau Undiversell organisiert haben. Heute durfte ich das erste Päckchen öffnen und dann bemerkte ich, dass ich außerdem noch etwas Wichtiges gelernt habe. 

Im Stoffladen wunderte ich mich schon öfters, wie dringend Kundinnen Dinge genauso wie im Katalog oder der Dekoration abgebildet nähen wollten. “Warum?” fragte ich mich und fand darauf keine Antwort. Bei mir ist eher der Gegenteil der Fall: wenn ich etwas zu oft sehe, dann mag ich es nicht mehr haben  – besonders bei Genähtem, denn sonst könnte ich mir ja auch Klamotten kaufen! Ich übersehe mich schnell an bedingten Dingen und empfinde es gerade als besonders, wenn ich mir bezüglich Stoffwahl zum Schnittmuster etwas besonderes ausgedacht habe. Deswegen war ich oft irritiert, wie schnell genau die Stoffe, von denen Modellbeispiele gezeigt wurden, ausverkauft waren.

Und dann machte ich meinen Anteil für den DIY-Adventskalender – das Ergebnis zeige ich euch, nachdem meine Päckchen geöffnet wurden. Die Idee war schnell gefunden, der Prozess, etwas in 24-facher Ausfertigung zu machen, dauerte schon länger. Und dann sagte Frau Masulzke streng zu mir: “du mußt dir aber schon Mühe geben, beim Verpacken!”

Ja, beste Freundinnen sind manchmal sehr direkt. Frau Masulzke weiß natürlich aus langjähriger Erfahrung, dass der Inhalt meiner Geschenke die lieblose, hässliche Verpackung vergessen lässt. Ups, aber anscheinend nicht ganz, sie scheint sich doch daran zu erinnern. Nachdem ich bei Vorbereitungen zum Schnittmusterkioskgeburtstag mich schon darin übte “Dinge etwas schöner zu machen” und quasi ein Dekorations-Praktikum bei Frau Masulzke machte, fühlte ich mich nun herausgefordert, mir auch bei der Geschenkverpackung der Advenskalenderkleinigkeiten etwas Schöneres als sonst zu produzieren.

Frau Masulzke kennt mich und gab mir den hilfreichen Tipp, in welchem Deko-Geschäft ich fündig werden würde. Ich ging also dorthin und war als Dekolegasthenikerin – wie immer in solchen Geschäften – von dem ganzen Blingbling völlig überfordert. Ich drehte eine Runde und als ich gerade das Geschäft wieder verlassen wollte, hatte ich die rettende Idee! Dekoration! Ich brauchte nur den Kopf zu heben, mir die Dekoration anzuschauen und dann exakt nachzumachen, was mir gefiel! Das war ja einfach! Allerdings auch teurer, als meine bisherigen Einpackmaterialien. Aber einfach!

Lernen geht meist Schritt für Schritt

Und jetzt, ein paar Wochen später, fiel der Groschen. Na klar, ich Dekolegasthenikerin kann ja von den Profis lernen und in der ersten Phase meiner “Ich bemühe mich Geschenke schön einzupacken”-Versuche erstmal nur kopieren. Wenn ich mehr Übung habe, dann weiß ich auch, was ich wann, wo und wie günstiger kaufe bzw. selbst machen kann. Aber jetzt, als Anfängerin ist das der realistische Weg.

Und dann verstand ich, wieso viele Frauen genau das Nachnähen wollen, was sie als Modellbeispiel sehen. Nähen ist mit so viel Risiko verbunden! Wir müssen im Vorfeld so viel Vorstellungskraft investieren – das ist nichts im Vergleich zum Shoppen. Kaufkleidung können wir vorher anprobieren und die Idee für ein bestimmtes Kleidungsstück verwerfen, weil wir in der Umkleidekabine sehen, wie scheußlich es an uns aussieht. Wenn wir nähen, dann erkennen wir erst am Schluß, ob das erträumte Ding uns wirklich schmückt. Nachzunähen, was es als Modellbeispiel gibt ist Risikominimierung. Der Stoff und der Schnitt funktionieren zusammen und frau kann wenigstens auf dem Bild oder an eine Puppe schon mal sehen, wie das fertige Ding aussehen wird. Nun kann ich das verstehen und finde das ganz und gar nicht mehr komisch. Der Mut und die Kreativität, etwas Eigenes auszuprobieren, kommt irgendwann und bis dahin finde ich es bei jedem Mensch großartig, wenn sie oder er anfängt, etwas für sich zu nähen.